Seit Jahrzehnten „fahrradverrückt“

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© Zedler

Nur wenige Menschen in Deutschland verstehen so viel von Fahrrädern wie der Ludwigsburger Dirk Zedler. In seiner Zedler – Institut für Fahrradtechnik und -Sicherheit GmbH entwickelt und vertreibt er Prüfsysteme. Mit seinen Kollegen erstellt er Gutachten für Versicherer, Gerichte, Rechtsanwälte und Privatpersonen. Darüber hinaus verfasst Dirk Zedler Betriebsanleitungen und Handbücher für Fahrräder und Bauteile aller Preisklassen. Die 13 Spezialisten des Zedler-Teams verfügen über einen beispiellosen Erfahrungsschatz, der in die „Manuals“ unzähliger Fahrradhersteller, -importeure und -händler einfließt. Seit November 2011 darf sich Dirk Zedler außerdem „Fahrradfreundlichster Arbeitgeber Baden-Württembergs“ nennen.

Fahrräder haben in den vergangenen Jahren eine rasante technische Entwicklung durchgemacht. Aus dem einfachen Drahtesel mit Stahlrahmen, Rücktrittbremse und Dreigangschaltung sind Hightech-Geräte aus Aluminium, Carbon und Titan mit Schaltungen bis zu 30 Gängen, Scheibenbremsen, LED-Licht und Federungssystemen geworden. In Sachen Elektromobilität hat das Rad die Nase ganz vorn: E-Bikes und Pedelecs erfreuen sich in Zeiten explodierender Spritpreise einer ständig wachsenden Nachfrage. Angesichts der Vielzahl der Anbieter, Fahrräder und Benutzer tauchen jedoch viele neue Fragen auf. So gehören inzwischen neben Spaß und Nutzen leider auch Unfälle, Diebstähle, Schadensfälle und Ärger über schlechte Qualität zum Fahrradalltag. Beim Automobil sorgen in allen Streitfällen Kfz-Sachverständige für den nötigen Durchblick. Das Berufsbild des Fahrrad-Sachverständigen hingegen ist noch weithin unbekannt.

Der Ludwigsburger Diplom-Ingenieur Dirk Zedler erstellt seit 1993 Gutachten und gehört zu den wenigen öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen für Fahrräder, die es in Deutschland gibt. Basierend auf diesem Erkenntnisschatz entwickelt seine Zedler – Institut für Fahrradtechnik und -Sicherheit GmbH in Ludwigsburg Prüfsysteme für Fahrräder, baut und vertreibt diese. Im eigenen Prüflabor für Fahrradtechnik testet das Zedler-Institut für Kunden aus der ganzen Welt. Zudem schreiben Dirk Zedler und sein Team seit 1995 Bedienungsanleitungen und Betriebshandbücher für die immer technischer werdenden Fahrräder und Fahrradkomponenten aller Preisklassen. Als führende Bedienungsanleitungen auf dem Markt werden sie häufig kopiert.

Ein Kfz-Ingenieur in der Fahrradwelt

Mitte der 1980-er Jahre studierte Dirk Zedler an der Technischen Hochschule in Karlsruhe Kfz-Bau und Fertigungstechnik. Seine Diplomarbeit absolvierte er in der Daimler-Forschungsabteilung. „Alles sprach dafür, dass ich im Automobilbereich Fuß fassen würde, für mich befand sich die Entwicklung des Automobils damals aber schon auf dem Holzweg“, sagt Dirk Zedler. „Ich fand die Entwicklung und das Potenzial des Fahrrades viel spannender und so begann ich bereits 1987 die ersten Scheibenradverkleidungen aus einem glasfaserverstärkten Kunststoff zu bauen.“ Mit diesen neuen Materialien wurden unter anderem Europa- und Deutsche Meisterschaften gewonnen.

Nachdem ihn ein Bekannter aus Lübeck auf den Beruf des Fahrrad-Sachverständigen aufmerksam gemacht hatte, entschloss sich Dirk Zedler im Jahr 1993 mit einem Ingenieur- und Sachverständigenbüro für Fahrradtechnik selbstständig zu machen. In der Region Stuttgart hatte das Fahrrad damals noch einen geringeren Stellenwert als im fahrradbegeisterten Schleswig-Holstein, so dass er erst deutlich über ein Jahr später zum ersten öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen für Fahrräder bei der IHK Region Stuttgart ernannt wurde. Zunächst als „One-Man-Show“, später mit Teilzeitmitarbeitern fing er an, Fahrradgutachten für Versicherer und Gerichte anzufertigen sowie Bedienungsanleitungen und technische Beiträge für Europas größte Fahrradzeitschrift „TOUR“ zu schreiben. „Das war ein Wagnis und zunächst mussten mich meine Eltern finanziell unterstützen, doch die Qualität meiner Gutachten und Beiträge sprach offenbar für sich“, sagt Dirk Zedler. „1999 war ich endlich finanziell unabhängig und die Zahl der Aufträge wuchs rasant, was auch damit zusammenhing, dass die Beliebtheit von Rennrädern, Mountainbikes, Trekking- und Cityrädern laufend zunahm und sich die Ansprüche der Fahrer an ihre Fahrräder nun auch im Preis widerspiegelten.“

Materialfehler? Versicherungsbetrug? – Immer mehr Fälle für Zedler

Heute besteht das Zedler-Team aus 13 Spezialisten, die jährlich bis zu 500 Gutachten für Versicherer, Gerichte, Rechtsanwälte, Firmen und Privatpersonen erstellen. „Je nach Fall kann ein Gutachten an einem Tag in zwei Stunden erledigt sein oder auch acht Wochen in Anspruch nehmen“, erklärt Dirk Zedler. Beschädigte Fahrräder müssen vermessen und geprüft, Alt- und Vorschäden ausgeschlossen, die Schadenshöhe und der Wiederbeschaffungswert ermittelt werden. „Wir analysieren Materialversagen, beurteilen Steifigkeit, Haltbarkeit und sonstige Eigenschaften aller Fahrradbauteile und -gruppen oder ermitteln den Neuwert eines aktuellen Fahrrades gleicher Art und Güte bei Einbruch oder Diebstahl. In unserem einzigartigen Archiv mit Daten aus 30 Jahren finden sich selbst exotische Fahrradmarken und -modelle.“

Der Erfahrungsschatz des Zedler-Instituts fließt auch in seine Bedienungsanleitungen und Handbücher für unzählige Fahrradhersteller, -importeure und den Fahrradvertrieb ein. Sie gehören zu den führenden in Europa und wurden vielfach mit Bestnoten versehen – zuletzt wieder einmal bei der Stiftung Warentest.

Neben den Gutachten und Betriebsanleitungen begann Dirk Zedler bereits 1994 Prüfsysteme für Fahrräder zu entwickeln und zu bauen. 1997 wurden darauf bereits Rahmen aus Carbon getestet. 2002 wurde das Prüflabor um eine Vielzahl teils gekaufter, teils eigens entwickelter Prüfmaschinen erweitert. „Mit unseren Prüfsystemen, die wir hier in Ludwigsburg herstellen, können wir Fahreigenschaften in Zahlen fassen, die Betriebssicherheit prüfen, Montagefehlern vorbeugen und somit die Qualität des Fahrrades sichern“, erklärt Dirk Zedler. „Der von uns mitgeprägte ,Stiffness-to-Weight-Faktor“, kurz STW, als Maß der konstruktiven Intelligenz hat sich zwischenzeitlich in der Fahrradwelt durchgesetzt.“

Alle Systeme können Fahrradhersteller auch kaufen. Zum Lieferumfang der Prüfsysteme gehören tausende von Messwerten der wichtigsten Hersteller, die übersichtlich zusammengefasst und immer wieder aktualisiert werden. Da die Sparte Prüfsysteme seit zwei Jahren boomt, erweiterte Dirk Zedler unlängst die Produktionskapazitäten für Kunden in Deutschland, Europa und Asien.

Fahrradfreundlichster Arbeitgeber

Seit November 2011 darf sich Dirk Zedler „Fahrradfreundlichster Arbeitgeber Baden-Württembergs“ nennen. Der vom B.A.U.M. e.V. ausgelobte und vom Land Baden-Württemberg unterstützte Wettbewerb richtet sich an Arbeitgeber, die sich besonders darum bemühen, ihre Mitarbeiter dabei zu unterstützen, das Fahrrad als Fortbewegungsmittel zu nutzen. Ein leichtes Spiel für Dirk Zedler, denn er und sein Team identifizieren sich mit dem Produkt Fahrrad und „leben“ es regelrecht. So zählen Umkleiden, Duschen, Handtücher, Dienstfahrräder, ein Reparaturservice und Mineralwasser zu den täglichen „kleinen Belohnungen“, gemeinsame Fahrradausflüge und Sommerfeste zu den größeren. „Man kann schon sagen, dass wir fahrradverrückt sind“, sagt Dirk Zedler. „Das sollten wir aber auch sein, schließlich wollen wir in den kommenden Jahrzehnten immer noch für unsere ,Berufung Fahrrad“ geschätzt werden.“

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