Gegen den Sperrmüll von morgen

Entgegen der auch in der Möbelbranche allgegenwärtigen "Geiz-ist-geil"-Mentalität wird bei der Knoll Sitzmöbel GmbH in Waiblingen vom Entwurf über den Zuschnitt bis zur Näherei und Polsterei fast alles von Hand gefertigt.

Es gibt sie noch: Hand gefertigte, hochwertige Produkte – und Käufer, die bereit sind, für Qualität angemessen zu bezahlen. Die hochwertigen Sitz- und Postermöbel, die die Knoll Sitzmöbel GmbH in Waiblingen seit über 30 Jahren in Handarbeit herstellt, behaupten sich überaus erfolgreich gegen alle Möbeldiscounter. Der Polsterei- und Reparaturbetrieb, den Gerhard Knoll im Jahr 1975 gründete, mauserte sich schon bald zu einem anspruchsvollen Neumöbelbetrieb. Seit einigen Jahren liegt der Schwerpunkt auf den so genannten Objektmöbeln für die Lobby, also zur Ausstattung von Eingangs- und Wartebereichen. Hier spielen die Waiblinger in der internationalen Spitzenklasse. Etliche Firmen von Welt und deren Eingangsbereiche wurden mit Sitzmöbeln aus Waiblingen ausgestattet.

Bevor ein Knoll-Möbel in einem Wohnzimmer oder in einer Lobby für seine funktionelle und ästhetische Qualität bewundert werden kann, feilen hoch spezialisierte Mitarbeiter an seinem individuellen „Gesicht“. Entgegen der auch in der Möbelbranche allgegenwärtigen „Geiz-ist-geil“-Mentalität wird bei der Knoll Sitzmöbel GmbH in Waiblingen vom Entwurf über den Zuschnitt bis zur Näherei und Polsterei fast alles von Hand gefertigt. Bei derart hochwertigen Produkten wird es auch in Zukunft nicht möglich sein, entscheidende Arbeitsschritte – wie etwa das Zuschneiden von Natur belassenen Ledern – zu automatisieren; an das handwerkliche Können, die Geschicklichkeit und die Sorgfalt eines erfahrenen Polsterers reicht keine Maschine heran. Ein Muss ist bei Knoll aber auch die ökologische Verträglichkeit von Klebstoffen und Leimen. Weil das alles seinen Preis hat, ist es auf den ersten Blick nicht überraschend, dass sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten viele Käufer für Billigmöbel entscheiden, anstatt Geld für qualitativ hochwertige Möbelstücke auszugeben. „Das ist allerdings reichlich kurzsichtig“, erklärt Joachim Knoll, Geschäftführer und Sohn des Firmengründers. „Unsere Möbel halten mühelos 30 Jahre; die meisten Sofas von Billiganbietern hingegen sind vor allem der Sperrmüll von morgen.“

Handwerkliches Können wurde in Waiblingen von Anfang an durch moderne Technologien und Materialien unterstützt, wo immer es sich als sinnvoll erwies. „Die Branche hat in den letzten 30 Jahren viele Federn gelassen, Möbel sind immer billiger geworden, Discounter schießen wie Pilze aus dem Boden, immer mehr Betriebe müssen schließen“, sagt Joachim Knoll. „Wir haben rechtzeitig beschlossen, unsere Objektmöbelserie zu stärken; deshalb stehen wir besser da denn je.“ Dass sich hingegen immer weniger Privatkunden seine Polstermöbel leisten, ist der einzige Wermutstropfen; für alle, die sich dem Billigtrend nicht beugen wollen, stehen in renommierten Möbelhäusern Knoll-Polstersessel und -gruppen zur Ansicht; im Waiblinger Werk sind Dutzende von Knoll Polstersesseln und -gruppen ausgestellt. Umfassende Informationen rund um das Thema Polstermöbel sind bei Knoll selbstverständlich.

Nicht nur für die Vorstandsetagen

Heute richtet Knoll überwiegend komplette Eingangsbereiche und Vorstandetagen von Unternehmen in aller Welt ein. In der Regel kaufen Projekteure oder Agenturen Möbel für Kunden wie Versicherungen, Banken, Autohäuser, Kliniken oder Museen ein. „Der Projekteur bestimmt in Absprache mit seinem Kunden das Äußere des Sitzmöbels, Form, Sitztiefe, Polster, Bespannung und dergleichen“, erklärt Joachim Knoll. „Perfektion plus Exklusivität bis ins Detail, Komfort plus Eleganz gehören für uns dazu; wir arbeiten eng mit renommierten Architekten zusammen, wobei wir versuchen, zeitlose Produkte zu schaffen, die ihren Wert langfristig erhalten.“
Auf Wunsch fertigt das Familienunternehmen auch Möbel unter dem Namen des Auftraggebers. Bei der Ausstattung von Autohäusern sind die Waiblinger den wenigen verbliebenen Mitbewerbern meist eine Nasenlänge voraus. „Die Corporate Identity eines Unternehmens wird immer wichtiger, Farben und Formen von Automarken müssen sich auch in der Ausstattung der Autohäuser widerspiegeln“, sagt Joachim Knoll. „Obwohl der Möbelmarkt so klein geworden ist, haben wir unsere Nische gefunden: Wenn unsere Produkte wirklich ausgefallen sind, heben wir uns umso deutlicher von der Massenware ab.“
Neben Angehörigen der Vorstandsetagen kommen Millionen von Museumsbesuchern in aller Welt in den Genuss von Knoll Sitzmöbeln. Im Württembergischen Landesmuseum Stuttgart fügen sich Polstergruppen perfekt ins Ausstellungskonzept ein.

Bekenntnis zum Handwerk ist Bekenntnis zum Standort

Bedingt durch Größe und Organisation ist das Waiblinger Unternehmen in der Lage, individuelle Lösungen innerhalb des Modellprogramms anzubieten – schließlich unterscheiden sich Körpergröße, Gewicht und andere Faktoren von Kunde zu Kunde. Sitzhöhe, Sitztiefe und Rückenstütze sind weitere Kriterien für ein orthopädisch korrektes und komfortables Sitzen. „Hinzu kommt die Unterschiedlichkeit räumlicher Verhältnisse“, erklärt der Geschäftsführer und versichert, für fast jeden Bedarf Sonderwünsche berücksichtigen zu können. Die kubische Form sei seit fast 30 Jahren der Renner. „Dennoch ist es wichtig, jedes Jahr neue Modelle mit neuem Leder auf den Markt bringen.“

Knoll hat eine spezielle Beziehung zum Bezugsmaterial Leder. Das besondere Augenmerk gilt den so genannten natürlichen Ledern, die optisch ihre Eigenheit bewahren und rein pflanzlich gegerbt werden. Die Spezialität der Waiblinger ist der Wasserbüffellederbezug, wobei der Werkstoff als Rohware aus Thailand bezogen und in einem aufwändigen Verfahren veredelt wird.

Die Produktionszeit eines Sofas beträgt rund eine Woche. Als handwerklich orientierter Betrieb bekennt sich Knoll ausdrücklich zum Standort, zu seinen 25 Mitarbeitern und den Lieferanten, die alle nach hohen Qualitätsanforderungen ausgewählt werden und bevorzugt aus der Region kommen. Ökologische Gesichtspunkte gewinnen an Bedeutung, nicht nur weil Kunden zunehmend Wert darauf legen. „Viele wissen allerdings gar nicht, dass in Deutschland noch Möbel gemacht werden, die in unzähligen Unternehmen und in vielen Museen der Welt zu finden sind“, sagt Knoll.