Fast kein Auto fährt ohne MANN+HUMMEL

In fast jedem Auto, das irgendwo in Europa vom Band läuft, steckt ein Teil von MANN+HUMMEL. Falls nicht, kommt der MANN-Ölfilter eben mit der ersten Inspektion

Die MANN+HUMMEL-Gruppe in Ludwigsburg entwickelt, produziert und vertreibt Kfz-Komponenten wie Luftfiltersysteme für die Automobilindustrie und den Maschinenbau sowie Filterelemente für die Wartung und Reparatur von Kraftfahrzeugen. Für die Verfahrenstechnik und die industrielle Fertigung werden Anlagen und Geräte zum Material-Handling, insbesondere in der Kunststoffproduktion angeboten. Die Unternehmensvision, in Europa Marktführer zu sein oder mindestens zu den besten fünf weltweit zu gehören, ist bei vielen Produkten bereits erreicht.

Textilien und Luftfilter haben viel gemeinsam. Der Meinung waren zumindest Adolf Mann und Dr. Erich Hummel, Geschäftsführer des renommierten Stuttgarter Bekleidungsherstellers Bleyle, vor einem guten halben Jahrhundert. Während des zweiten Weltkriegs hatte die Herstellung von Wäsche eingestellt werden müssen, weil die Produktion „kriegsunwichtiger Güter“ untersagt wurde. Ungefähr 4.000 Arbeiter, zumeist ältere Männer und Frauen, wären auf der Straße gestanden. Doch Mann und Dr. Hummel wussten sich und ihren Leuten zu helfen: Sie kauften die Filterproduktion des Automobilzulieferers Mahle, gründeten 1941 die „Filterwerk Mann und Hummel GmbH“ – und stellten die gesamte Bleyle-Belegschaft wieder ein. Der Coup war erfolgreich: Bis heute entwickelt, produziert und vertreibt MANN+HUMMEL Filter- und Ansaugsysteme sowie weitere Komponenten für die Automobilindustrie. Mit 41 Standorten, weltweit über 9.100 Mitarbeitern und einem Umsatz von zuletzt 1,25 Milliarden Euro gehört MANN+HUMMEL zu den Großen unter den Zulieferern. Rund 80 Prozent des Umsatzes werden mit der Automobilindustrie und dem Kfz-Teilehandel erwirtschaftet.

Der Weg von der Wäsche zum Luftfilter war tatsächlich nicht besonders weit: Seinerzeit wurden die Filterelemente, die heute aus Papier oder Kunststoff bestehen, ähnlich wie ein Bekleidungsstoff gewoben. Mit ihrer Entscheidung bewiesen Adolf Mann und Dr. Erich Hummel unternehmerische Weitsicht, deren volle Tragweite erst viel später zu erkennen war. Er spiegelt sich nicht nur im Erfolg ihres Unternehmens wider, sondern auch in ihrem übrigen Wirken. So verfasste Mann in den 1950er Jahren eine Reihe von sozialphilosophischen Schriften wie „Der Mensch in der heutigen Industrie“. Die Sozialleistungen des Filterherstellers ließen sich damals durchaus mit denen des Stuttgarters Robert Bosch vergleichen. Nach Kriegsende begann Mann auch wieder Textilien zu produzieren: Bis im Jahr 1974 die Entscheidung fiel, sich künftig ganz auf die Kernkompetenz Automobilbau konzentrieren zu wollen, konnten sich „Mann Pamina Moden“ behaupten. Dann wurde an den Wäschehersteller Schiesser verkauft.

Fast kein Auto fährt ohne MANN+HUMMEL

In fast jedem Auto, das vom Band läuft, ist ein Teil von MANN+HUMMEL enthalten – oder bei der ersten Inspektion bekommt es sehr häufig einen neuen MANN Ölfilter eingebaut. Das Produktprogramm mit über 3.000 Filtertypen deckt heute rund 95 Prozent des Bedarfs in Europa. Als Automobilzulieferer findet das Unternehmen in der Region Stuttgart natürlich ideale Bedingungen vor, wie Gabriele Jost, Vice President Communications bestätigt: „Hier sind ja bedeutende Automobilhersteller wie DaimlerChrysler oder Porsche beheimatet, die Infrastruktur ist unschlagbar, das Ausbildungssystem einzigartig.“

Ob USA, Mexiko oder Japan, selbstverständlich ist MANN+HUMMEL überall vertreten, wo die Märkte es verlangen. Jüngst wurde gemeinsam mit der Bosch-Gruppe ein Vertrag zur Gründung eines Joint Ventures in Tumkur, im indischen Bundesstaat Karnataka unterzeichnet. Das Gemeinschaftsunternehmen wird Kraftstofffiltersysteme sowie Öl-, Luft- und Innenraumfilter für die stark wachsende lokale Automobilindustrie entwickeln und fertigen. Dennoch: Die Eroberung neuer Märkte ändert nichts am klaren Bekenntnis zum Standort Deutschland wie der Vorsitzende der Geschäftsführung, Dr. Dieter Seipler, erklärt: „Hier in Ludwigsburg sind in den Entwicklungsbereichen, der Konstruktion, dem Werkzeugbau und der Fertigung 1.700 Mitarbeiter beschäftigt; erst vor wenigen Wochen wurde eine neue Betriebsvereinbarung mit einer Beschäftigungssicherung bis 2011 unterschrieben.“

Ein Motor muss gut aussehen – und sich gut anhören

Sehr erfolgreich wurden in den vergangenen Jahren neue Produktbereiche wie etwa Designkomponenten für den Motor ausgebaut. „Motorabdeckungen bestimmen das Gesicht des Motorraums“, erklärt Gabriele Jost. „Gerade Käufer hochpreisiger Autos legen zunehmend Wert auf das Design der „inneren Werte’. Das ist ein wichtiges Verkaufsargument geworden, seitdem sich die Qualität der Marken angeglichen hat.“ So erhalten die Motoren des Maybach und des Mercedes SL 600 von MANN+HUMMEL durch Designluftfilter einen weiteren optischen Schliff. Der besondere Sound eines Autos wird durch spezielle Ansaugsysteme mitgestaltet, da die Hersteller nicht nur großen Wert auf ein Markendesign legen, sondern zunehmend auch auf einen Marken- oder Fahrzeugsound. „Ein BMW klingt anders als ein Audi“, sagt Gabriele Jost. „Faktoren, die über die Funktionalität hinausgehen, werden eben immer wichtiger.“
Bereits in den 1980er Jahren – damals wurde aus dem „Filterwerk Mann und Hummel“ die MANN+HUMMEL GMBH – hatte man begonnen, das Produktportfolio auf das gesamte Ansaugsystem des Autos auszudehnen. Im Ansaugsystem wird die Ansaugluft, z.B. gereinigt, erwärmt und geregelt. Gerade das über die Filtration hinaus gehende Know-how stabilisiert die bedeutende Marktposition, wie Gabriele Jost erklärt: „Wenn sie ein Ansaugsystem anbieten, dann müssen sie auch über gute Motorenkenntnisse verfügen, wir beherrschen jetzt das gesamte Luftmanagement und unsere Kunden nutzen auch unsere Motoren- und Fahrzeugprüfstände, auf denen wir z.B. komplette Autos und nicht nur Einzelteile auf ihre Akustik testen können.“

Wie wird der Legostein so schön bunt?

Auch als Kunststoffspezialist hat sich MANN+HUMMEL über Jahrzehnte hinweg einen Entwicklungsvorsprung erarbeitet. Viele Produkte aus Metall wurden deshalb durch Kunststoff ersetzt, weil er preiswerter und leichter ist; außerdem lässt er sich in Formen bringen, die mit Metall so nicht produzierbar wären. Die dadurch ermöglichte Leicht- und Kompaktbauweise trägt erheblich zur Reduzierung des Energieverbrauchs bei. Gabriele Jost weiß, dass sich das einfacher anhört, als es ist: „Die Kunststoffteile müssen teilweise extreme Temperaturen und Drücke aushalten, es ist nicht so einfach, einen neuen Werkstoff für eine erstmalige Applikation in Serienproduktion in den Griff zu bekommen.“ Diese Erfahrung mit der Verarbeitung von Kunststoffen ermöglichte Unternehmenserweiterungen – auch auf Gebieten, auf denen Autos keine Rolle spielen. Ob Getränkeflaschen, Verpackungsfolien
oder Fensterrahmen: MANN+HUMMEL bietet ein volles Spektrum von Geräten und Systemen für das Materialhandling in der Kunststoffverarbeitung an. Auch Spielzeughersteller sind Kunden des Ludwigsburger Unternehmens. „Bei Lego gibt es viele Farben. Zur Produktion der Legosteine braucht man z.B. Mischer, Trockner und Dosiergeräte; das Pulver oder Granulat wird dann in der Spritzgießmaschine in die genaue Form gebracht“, beschreibt Gabriele Jost den Auftrag.

So ist das Unternehmen in über 50 Jahren seinen Weg von der Mode über den Filter zum Systemlieferanten gegangen – von Ludwigsburg in die ganze Welt.