Blaues Band in Ochsenwang

Mörikes wunderbare Welt auf der Alb

Mörikes gute Stube (Foto: Mörikehaus Ochsenwang)

Dieses Jahr lässt der Frühling sein blaues Band schon kräftig durch die Lüfte flattern. Eduard Mörikes Gedicht aus dem Jahr 1829 ist ein Klassiker und fängt die Essenz dieser hoffnungsfrohen Jahreszeit mit leicht hingetupften Worten ein. Der Dichter zog im Januar 1832 für gut eineinhalb Jahre als Pfarrverweser nach Ochsenwang direkt am Albtrauf. Das 400-Seelen-Dorf feierte erst im vergangenen Jahr sein 900-Jahr-Jubiläum. Dort bewohnte er die Räume im ersten Obergeschoss des damaligen Schulhauses, gegenüber der kleinen heimeligen Kirche, die 1706 von den Ortsbewohnern gebaut wurde.

Hier scheint die Zeit seit Mörike, der sich dort sehr wohlfühlte, stehengelieben zu sein. In der Ausstellung in seiner ehemaliger Amtswohnung lässt sich seinemWirken nachspüren. Hier finden sich Briefe, Zeichnungen und Pfarrberichte aus Mörikes Hand. Sein einziger Roman, der „Maler Nolten“ ist während seines dortigen Aufenthalts erschienen. Landschaftlich hat sich kaum etwas verändert. Nicht umsonst gehört Ochsenwang zum Biosphärengebiet Schwäbsche Alb, das den Ritterschlag der Unesco erhalten hat. Den Blick vom nahegelegenen Breitenstein hat Mörike oft genug selbst genossen und in umgekehrter Blickrichtung das berühmte Wortbild der Alb als „Blauer Wand“ entworfen.

Viele Ausflugsziele liegen in der Nähe: das Randecker Maar, die Burgruinen Rauber, Wielandstein, Reußenstein, die Burg Teck, das nahe gelegene Hochmoor „Torfgrube“ oder das Naturschutzzentrum Schopfloch. Am Albtrauf träumen die Veilchen etwas länger bis „süße, wohlbekannte Düfte“, ahnungsvoll das Land streifen, so Mörikes Worte. Von Ochsenwang aus ist Wandern ein Vergnügen, ob über den Alb-Nordrand-Weg, der hier vorbeiführt oder für ein paar Stunden, wie Mörike, der diese Landschaft liebte. Auf 750 Metern Höhe, wo der Berg jäh abfällt, geht der Blick in Mörikes sehnsuchtsvolles Blau der Romantik und der Unendlichkeit; an klaren Tagen bis ins ferne Stuttgart, wo er mehr als zehn Jahre lebte und auf dem Pragfriedhof beerdigt ist.

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