Fünf innen, fünf außen

Einmalig in Deutschland: Ein Linienbus nimmt bis zu zehn Fahrräder mit

Radfahrer in der S-Bahn oder im Nahverkehrszug sind ein alltäglicher Anblick. Berufspendler, die ihr Fahrrad im Linienbus mitnehmen möchten, haben es schon schwerer. In den Bussen des Verkehrsverbunds Stuttgart ist dies nur im Stehplatzbereich der hinteren Tür möglich – und dort kommen die Räder mit Kinderwagen, Rollstühlen und Rollatoren ins Gehege. Außerdem ist die sichere Befestigung der Räder ein Problem.

Auf der Buslinie 310, die im Rems-Murr-Kreis zwischen Winnenden und Buoch knackige 240 Höhenmeter überwindet, gehören diese Schwierigkeiten der Vergangenheit an. "Fünf innen, fünf außen" lautet dort die Zauberformel. Im Innenraum hängen die Drahtesel sicher in einer konventionellen Halterung, für den Außentransport war hingegen akademisches Hirnschmalz nötig: Studenten der Hochschule Esslingen konstruierten eigens einen Heckträger, der die Räder huckepack nimmt. Der Clou dabei: Ein hydraulisches System sorgt dafür, dass sich der Träger zum Rad absenkt und dieses nicht mühsam hochgewuchtet werden muss. Per Knopfdruck lässt sich dann der Heckträger mitsamt seiner Last in die Senkrechte bewegen.

Fahrrad2Go nennt sich das Huckepack-Verfahren, das für eine bessere Verknüpfung von Bus und Fahrrad im Alltag und nicht nur bei touristischen Linien sorgen soll. Denn mit dem Waldbus, dem Limesbus und dem Räuberbus hat der Rems-Murr-Kreis bereits reichlich Erfahrung mit der Fahrradbeförderung – aber eben nur im Freizeitverkehr. Das Pilotprojekt auf der Linie 310 wird vom Förderprogramm "Modellregion für nachhaltige Mobilität" des Verbands Region Stuttgart mit 240.000 Euro unterstützt. "Der besondere Charme dieses Pilotprojekts liegt für uns in einer möglichen Übertragbarkeit auf andere Busse in der Region Stuttgart. Wir sind gespannt auf die Erfahrungen", sagt Regionaldirektorin Dr. Nicola Schelling.

Revierkämpfe zwischen Radfahrern und übrigen Buspassagieren sind hier jedenfalls passé. Und wer aus Buoch nach Winnenden zum Arbeitsplatz radelt, benötigt für die Heimreise am Abend keine stählernen Waden und kommt ohne lästigen Schweißgeruch zu Hause an.