Bei der Herstellung von Honmaschinen ist die Gehring GmbH & Co. KG in Ostfildern weltweit die Nummer eins

In enger Verbindung zur Nanotechnologie steht auch das "Honen", ein Span abhebendes Verfahren, um Bohrungen präzise zu bearbeiten. Bereits 1935 baute der als Pionier des Honens bekannte Christoph Willi Gehring die erste Präzisions-Honmaschine der Welt. Damit begann der Aufstieg der Maschinenfabrik Gehring zum weltweit gefragten Spezialisten und Marktführer auf dem Gebiet dieser Technologie. Als Partner […]

In enger Verbindung zur Nanotechnologie steht auch das "Honen", ein Span abhebendes Verfahren, um Bohrungen präzise zu bearbeiten. Bereits 1935 baute der als Pionier des Honens bekannte Christoph Willi Gehring die erste Präzisions-Honmaschine der Welt. Damit begann der Aufstieg der Maschinenfabrik Gehring zum weltweit gefragten Spezialisten und Marktführer auf dem Gebiet dieser Technologie. Als Partner der Metall verarbeitenden Industrie in aller Welt bietet die Gehring GmbH & Co. KG in Ostfildern bei Stuttgart seit 1948 Präzisions-Honmaschinen in jeder Ausführung an. Die meisten Kunden kommen aus den Bereichen Automobil- und Flugzeugbau, Werkzeugmaschinen, Nachrichtentechnik, Hydraulik und Pneumatik. Die Gehring-Produktpalette umfasst Honmaschinen zur Bearbeitung von Bohrungen im Bereich von 1 Millimeter bis 2 Meter Durchmesser und einer Bohrungslänge von bis zu 24 Meter. Eine der spektakulärsten Neuentwicklungen ist das Laser-Honen, mit dem Zylinderbohrungen nun noch präziser bearbeitet werden können. Im Stammwerk Ostfildern sind derzeit 490 Mitarbeiter beschäftigt, weltweit arbeiten beinahe 900 Menschen für die Gehring Gruppe.

Leonardo da Vinci skizzierte im 16. Jahrhundert erstmals eine Maschine zur Feinbearbeitung von Holzrohren, Jahrhunderte später, im Jahr 2004, geht es beim "Honen" bereits um Genauigkeiten im kaum vorstellbaren Nano-Bereich (kleiner als ein Tausendstel Millimeter). Die hundertprozentig optimale Verarbeitungsqualität entscheidet über Teileverschleiß, beispielsweise im Auto: beim Anti Blockier System (ABS) oder bei Einspritzpumpenteilen, über den Öl- und Kraftstoffverbrauch oder die Lebensdauer des Motors. Überall wo größte technische Anforderungen an Zylinderbohrungen und Oberflächen gefragt sind, ist Gehring für die Feinstbearbeitung zuständig. Unter "fein" versteht man bei Gehring nicht etwa die Dicke einer Stecknadel, hier geht es um weniger als Haaresbreite. Der Genauigkeitsmaßstab ist das "µm"; 0,1 µm entsprechen dem sechshundertsten Teil der Dicke eines menschlichen Haares.
Mit seinen hochpräzisen Honmaschinen setzt das Familienunternehmen aus der Region Stuttgart seit Jahrzehnten die Maßstäbe in der Hontechnologie. "Auf diesem Gebiet sind wir die Problemlöser schlechthin", erklärt die geschäftsführende Gesellschafterin Dorothee Stein-Gehring. "Mit welchem Problem unsere Kunden auch zu uns kommen, wir haben immer die richtige Lösung." Dass sich Laien recht wenig unter dem Begriff Honen vorstellen können, weiß die Enkelin des Firmengründers ebenso gut wie Geschäftsführer Gerhard Simon: "Honen gehört zu den Span abhebenden Verfahren und ist eine einfache, günstige und schnelle Methode, um Bohrungen in allen Materialien wie Stahl, Aluminium, Keramik oder Graphit zu bearbeiten. Es ist damit eine kostengünstige Alternative zum Innenschleifen und garantiert Bohrungsgeometrien von höchster Genauigkeit."

Neuanfang in der Nachbarschaft von Daimler-Benz und Bosch

Auf höchste Genauigkeit hat Gehring von Anfang an gesetzt. Die Geschichte des Unternehmens begann im Jahr 1926, in dem Christoph Willi Gehring in Naumburg an der Saale in einer Autoreparaturwerkstatt anfing, Honwerkzeuge in Kleinserien zu produzieren. Damit schuf er die Voraussetzung für die heutige weltweit führende Stellung der Firma Gehring GmbH & Co. KG. Mit dem Bau der ersten Präzisions-Honmaschine für die Bearbeitung von Zylinderlaufbahnen in Motorblöcken begann im Jahr 1935 der rasche wirtschaftliche Aufschwung. Bereits 1941 verließen über 120 Maschinen im Jahr die Gehring’schen Produktionsräume, in denen damals schon 300 Mitarbeiter beschäftigt waren. Internationale Patentanmeldungen, wie die eines hydraulischen Messsystems, gehörten bei Gehring damals schon zur Tagesordnung.
Nach der Enteignung im Jahr 1948 siedelte die Familie nach Ostfildern bei Stuttgart über. "Für meinen Großvater und meinen Vater war es selbstverständlich, dass der Familienbetrieb auch nach der Enteignung am Leben erhalten werden musste", erzählt Dorothee Stein-Gehring. "Im schwäbischen Zentrum des Maschinen- und Automobilbaus konnten wir sehr schnell wieder Fuß fassen und uns einen guten Namen machen." Unterstützt durch Großunternehmen wie Bosch und Daimler-Benz konnte, schon ein Jahr nach der Grundsteinlegung der neuen Maschinenfabrik Gehring in Ruit auf den Fildern, die erste Honmaschine ausgeliefert werden. Die folgenden Jahre waren geprägt von raschem Wachstum, technologischem Fortschritt und nicht zuletzt der globalen Expansion der Gehring-Gruppe: In Esslingen am Neckar wurde 1979 die Diato GmbH gegründet, die eigenständig Diamant-Werkzeuge produziert. Es folgten im selben Jahr Produktionsstätten und Verkaufsniederlassungen in den USA und in Frankreich; im Jahr 1985 wurde der Produktionsstandort Kanpur in Indien eingeweiht. Weitere Serviceniederlassungen in England, China und Brasilien sowie Vertretungen in allen Industrieländern folgten. Nach der Wiedervereinigung konnte 1991 sogar ein Teil des ehemaligen Werkes in Naumburg an der Saale zurückgekauft werden.

Die Chefin auf dem Weg zum "richtigen Schliff"

Autohersteller und Zulieferer zählen heute zu Gehrings Hauptkunden. Darunter sind renommierte Namen wie DaimlerChrysler, BMW, Ford, General Motors,
Opel, Volkswagen, Renault, Peugeot, Volvo, Nissan, Mitsubishi oder Hyundai – um nur einige zu nennen. "Wir sind Partner beinahe der gesamten Metall verarbeitenden Industrie weltweit", sagt die Chefin stolz und erzählt vom hohen technischen Standard der Honmaschinen, als hätte es für sie nie etwas anderes gegeben. Dorothee Stein-Gehring, die das Unternehmen gemeinsam mit Gerhard Simon leitet, wurde von ihrem Vater vor 25 Jahren auf den Weg zum "richtigen Schliff" geführt. Einfach sei das für die gelernte Fremdsprachenkorrespondentin nicht gewesen. "Ich hatte kaum Ahnung von der Materie und habe erst mal eine Lehre in der Firma absolviert, abends besuchte ich die Universität. Das war hart, aber schließlich kann ich von meinen Mitarbeitern nicht Dinge verlangen, von denen ich nichts verstehe." Dass sie ihren Job hervorragend macht, bestätigen die Zahlen: Die Gehring Gruppe mit annähernd 900 Mitarbeitern in der ganzen Welt macht über 120 Millionen Euro Umsatz.

In der eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung arbeiten Ingenieure der Firma Gehring GmbH & Co. KG eng mit den Kunden zusammen, um individuelle und innovative Bearbeitungstechniken für verschiedenste Anwendungsgebiete zu entwickeln. Neben den Produktions-Honmaschinen für mittlere bis große Serienfertigungen von bis zu 10.000 Teilen pro Tag stellt die Gehring Gruppe auch Honmaschinen für die Einzel- und Kleinserienfertigung her. Die Einsatzschwerpunkte der Honmaschinen liegen in der Bearbeitung von Motoren-, Einspritz-pumpen-, Hydraulik- und Kompressorenteilen. "Basierend auf beinahe 80 Jahre Erfahrung werden in unseren Produktionsstätten Werkzeuge für die Honbearbeitung von Bohrungen im Bereich von 1 Millimeter bis zu 2 Meter Durchmesser und Bohrungslängen bis zu 24 Meter hergestellt", sagt Dorothee Stein-Gehring.
Eine der jüngsten und spektakulären Entwicklungen bei Gehring ist das Laser-Honen. "Mit dieser innovativen Methode erzielen wir definierte Oberflächenstrukturen von höchster Qualität", so die Geschäftsführerin. "Ölverbrauchsreduzierung, Emissions- und Verschleißreduzierung, geringerer Kraftstoffverbrauch – das sind nur einige Vorteile, die durch das Laser-Honen erreicht werden." Bei Opel in Rüsselsheim beispielsweise kommen innovative Laser-Honmaschinen bereits in der Serienfertigung zum Einsatz.

In Zukunft will man bei Gehring verstärkt auf die Mikrotechnologie setzen: Für das Mikrohonen werden neue Honmaschinen und -werkzeuge zu einem neuen Standard entwickelt. Eine Herausforderung für die vierte Gehring-Generation, die bereits im Unternehmen tätig ist.