Das Streichholz

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Ohne Jakob Friedrich Kammerer aus Ludwigsburg wäre das Anzünden des Weihnachtsbaums nur halb so schön. Stets war der gelernte Siebmacher und Hutmacher an Neuheiten interessiert und schuf etwa ein Verfahren zur Imprägnierung von Textilien mit Hilfe von Gummi. 1824 meldete er ein württembergisches Patent an auf die „ausschließliche Verfertigung von Sommerhüten und Kappen aus Fischbein, Weiden und Spanischrohr“ mit einer von ihm erfundenen Maschine und nach eigenem Fabrikationsverfahren.

In seinem Ladengeschäft führte er auch verschiedene Zündmaschinen. Ein Feuer zu entfachen war zu dieser Zeit eine mühselige Sache, was Kammerers Ehrgeiz weckte. Nach zahllosen Versuchen in einem Schuppen hinter seinem Haus, die ihm reichlich Ärger mit den Nachbarn einbrachten, gelang es ihm 1832, den leicht entzündlichen und starke Hitze erzeugenden Phosphor mit Schwefel und dem Sauerstoffspender Kaliumchlorat in einen Zündkopf zu verleimen. Das Phosphorstreichholz war erfunden.

Fünf Jahre später hatte der Betrieb des geschäftstüchtigen Mannes bereits 40 Mitarbeiter. Auch politisch war Kammerer ein Zündler: Wegen demokratischer Umtriebe wurde er zu zwei Jahren Festungshaft auf dem Hohenasperg verurteilt, der er sich durch Flucht nach Zürich entzog. Seine in der eigenen Fabrik hergestellten Hölzer vertrieb er in ganz Europa und wurde so zum Begründer der Schweizer Zündholzindustrie.