Wo der Zweiwellige Schneckenkneter zuhause ist

Coperion aus Stuttgart ist Weltmarktführer für Compoundiersysteme und Schüttgutanlagen

Fotos: Coperion

Der Name der Bushaltestelle in der Nähe des Firmeneingangs zeugt von Geschichte. „Werner & Pfleiderer“ steht auf dem Schild. Den alten Namen hat das Unternehmen aus Stuttgart-Feuerbach zwar mittlerweile abgelegt, seine Kernkompetenzen haben aber seit 140 Jahren Bestand. Die Coperion GmbH gehört zu den sprichwörtlichen „Hidden Champions“ in der Region Stuttgart. Sie ist Weltmarktführerin für Compoundiersysteme und Schüttgutanlagen.

Coperion ist in einem Bereich tätig, mit dem die allermeisten Menschen noch nie direkt in Kontakt gekommen sind, dessen Produkte aber jeder schon in der Hand gehalten hat. Die Anlagen von Coperion werden unter anderem zur Herstellung von Cornflakes, Klebstoff, Schokolade, Medikamenten, Tierfutter und jeder Menge Kunststoffen, zum Beispiel für Schuhsohlen, Dübel, Folien, Zahnbürsten oder Kabelisolierungen benötigt – um nur ein paar wenige Einsatzbereiche zu nennen.

Die Compoundiersysteme, bei deren Produktion Coperion weltweit führend ist, erlauben die Aufbereitung und Verarbeitung von grobkörnigen, pulverigen, weichen oder flüssigen Materialien. Mit den Maschinen lassen sich verschiedene Stoffe vermischen, schmelzen und mit Füll- oder Zusatzstoffen vermengen. Ein wesentlicher Bestandteil dieser Systeme sind die sogenannten Schneckenwellen, lange Wellen, auf die Schneckenelemente gefädelt sind, die sich in millimetergenau passenden Gehäusen drehen. Dabei pressen die Wellen das Material aus einer Öffnung. Das Verfahren ähnelt dem Kinderspiel, bei dem man Knetmasse durch eine Modelliermaschine drückt.

Die Schüttgutanlagen von Coperion umfassen viele Komponenten, die man für die industrielle Förderung benötigt. Der Weltmarktführer stellt die verschiedensten Teile her – Weichen und Schleusen ebenso wie Mischer für Silos und Behälter, Geräte für Probeentnahmen, Dosierung oder thermische Behandlung. Einzelne Elemente können von Coperion ebenso hergestellt, geliefert und gewartet werden, wie komplette riesige Anlagen, die zum Beispiel die Umwandlung von Rohöl in Polyolefine, einer Kunststoff-Gruppe, ermöglichen.

Zwei Schnecken für die Kunststoffmischung

Das bekannteste Produkt von Coperion trägt den amüsanten Namen „Zweiwelliger Schneckenkneter“. Dabei handelt es sich um eine Compoundieranlage, die die Masse mittels zweier gleichsinnig drehender Schraubgewinde, den so genannten Schneckenwellen, mischt und herauspresst. Je nach Bautyp kann der Zweiwellige Schneckenkneter, abgekürzt ZSK, zwischen einem Kilogramm und 100 Tonnen Material pro Stunde verarbeiten. „Unser ZSK kommt bei den vielfältigsten Aufgaben in der Kunststoff-, Chemie-, Lebensmittel- und Pharmaindustrie zum Einsatz“, erklärt Ulrich Bartel, der Präsident für den Unternehmensbereich Compounding & Extrusion bei Coperion. „Die heute erreichte Leistungsfähigkeit und Flexibilität des ZSK sind das Ergebnis einer intensiven, kontinuierlichen Entwicklungsarbeit. Wir sind stolz, mit dem ZSK seit über 60 Jahren die Aufbereitungsprozesse vieler Industrien zu prägen. So sind wir beispielsweise auch mit Anlagen für das Recycling von Kunststoffen erfolgreich am Markt vertreten.“

Ein Unternehmen mit vielfältigen Wurzeln

Die Coperion GmbH ist aus verschiedenen Unternehmen hervorgegangen, deren Anfänge teils bis ins späte 19. Jahrhundert zurückreichen. Das heute noch auf dem Bushaltestellenschild präsente Unternehmen „Werner & Pfleiderer“ wurde 1879 in Cannstatt gegründet. In den ersten Jahren produzierte man vor allem Knetmaschinen für Teig- und Wurstwaren. Bis in die Nachkriegszeit hatte die Firma ihr Angebot deutlich erweitert und während des Kunststoffbooms der 1950er Jahre auch diesen Bereich in den Blick genommen. 1957 kam der erste Zweiwellige Schneckenkneter auf den Markt. Ungefähr zur gleichen Zeit machte auch ein anderes Unternehmen in der Kunststoffindustrie von sich reden. Die „Waeschle Maschinenfabrik GmbH“ aus dem oberschwäbischen Weingarten war Expertin in der Schüttgutaufbereitung. Waeschle und Werner & Pfleiderer erkannten, dass eine Zusammenarbeit für ihre beiden Unternehmen vorteilhaft wäre. 2001 schloss man sich zu Coperion zusammen. Elf Jahre später stieß die Firma K-Tron hinzu, die in den Bereichen Dosieranlagen und pneumatische Förderung erfolgreich war. Sie nannte sich fortan Coperion K-Tron und bildet heute einen wichtigen Geschäftsbereich innerhalb des Unternehmens.

Die Coperion GmbH ist heute an 30 Standorten weltweit aktiv und beschäftigt 2.500 Mitarbeiter, davon rund 800 in der Region Stuttgart. Etwa 14.000 Compoundiersysteme hat Coperion installiert und 10.000 Schüttgutanlagen. Den Hauptsitz hat das Unternehmen in Stuttgart-Feuerbach. Hier werden auch die Compoundiersysteme hergestellt. Die Kunden von Coperion sind so unterschiedlich, wie die Produkte, die mit Compoundiersystemen und Schüttgutanlagen erzeugt werden können – vom Kleinbetrieb bis zum Welt-Konzern ist alles dabei.

Seit der Gründung von Werner & Pfleiderer vor 140 Jahren hat die Coperion GmbH ihren Sitz in der Region Stuttgart. Und das bietet dem Unternehmen nach eigenen Angaben gewisse Vorteile: Trotz höherer Kosten profitiere Coperion von der Nähe zu Universitäten, Berufsakademien und qualifizierten Fachkräften. Ulrich Bartel sagt dazu: „Die Arbeitswelt bei Coperion ist abwechslungsreich, interdisziplinär, international und innovativ. In der Region Stuttgart finden wir dank der hervorragenden Ausbildungsmöglichkeiten die Personen, die diese Aufgaben optimal erfüllen können.“

coperion.com

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