Werbung mit und ohne Mondschein

Unternehmen rücken sich gerne ins rechte Licht. Neben Werbekampagnen und Marketing nutzen Firmen vor Ort gerne Lichtreklame, um besser aufzufallen. Ob Flughafen, Schauspielhaus, Weltfirma oder sogar eine Kirche – mit Neonleuchtstoffrören oder LED-Lampen zeigt man Flagge. Die Firma Kreder Neon Stuttgart GmbH aus Schwieberdingen (Kreis Ludwigsburg) entwirft seit über 60 Jahren Lichtwerbung. Der Bäcker um […]

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Die leuchtende Faust ist das Symbol des Stuttgarter Schauspielhauses.

Unternehmen rücken sich gerne ins rechte Licht. Neben Werbekampagnen und Marketing nutzen Firmen vor Ort gerne Lichtreklame, um besser aufzufallen. Ob Flughafen, Schauspielhaus, Weltfirma oder sogar eine Kirche – mit Neonleuchtstoffrören oder LED-Lampen zeigt man Flagge. Die Firma Kreder Neon Stuttgart GmbH aus Schwieberdingen (Kreis Ludwigsburg) entwirft seit über 60 Jahren Lichtwerbung.

Der Bäcker um die Ecke nimmt die Dienste des Traditionsunternehmens ebenso in Anspruch wie Hochland-Kaffee, große Supermarktketten, Banken und Weltkonzerne wie BASF in Ludwigshafen oder Festo, dessen leuchtendes Marken-Blau weithin von dem Innovationsreichtum des Pneumatik- und Technikspezialisten kündet. Eines der größten Projekte, die das Unternehmen ausgeführt hat, ist der riesige Mercedes-Stern, der sich über der ehemaligen Daimler-Zentrale in Stuttgart-Möhringen dreht und die Besucher direkt auf dem Weg in die Stadt begrüßt.

„Dieser Auftrag war schon knifflig“, erzählt Simone Görgens, die den Familienbetrieb seit sechs Jahren leitet. Andere Spezialfirmen hatten bereits abgelehnt, denn beim Autobauer wollte man etwas Besonderes. „Der Stern sollte so aussehen als ob sich die Sonne im Metall spiegelt und das bitteschön auch bei Nacht.“ Schließlich hatte ein Mitarbeiter angesichts der Waschmaschinentrommel zu Hause die passende Idee. Der Metallrahmen bekam eingebohrte Löcher und die innenliegende Neonröhren wurden mit einer speziellen Steuerung versehen, damit bei Nacht eine optische Reflektion entsteht.

Wer leuchtende Reklame machen möchte, muss ein praktisches Händchen haben und hat mit viel heißer Luft zu tun. Das Unternehmen beschäftigt neben Schreinern, Elektromonteuren sowie Schilder- und Lichtreklameherstellern als einer der wenigen Betriebe in der Branche noch Glasbläser. Die Glasbläserei gehört zu den Ausbildungsstationen der Schilder- und Lichtreklamehersteller. „Allerdings ist der Beruf kaum bekannt“, sagt Geschäftsführerein Simone Görgens, die den Betrieb von ihrem Vater übernommen hat. „Entsprechend schwierig ist es, Kandidaten für dieses Handwerk zu finden.“ Viele Schriftzüge und Lichtobjekte werden aus Glasstäben geformt.

Auch das grüne Logo mit der geballten Faust, das die Interimsspielstätte des Stuttgarter Schauspielhauses zierte, hat das Schwieberdinger Unternehmen auf diese Weise in Szene gesetzt. „Die Glasrohmasse wird angeliefert. Alles weitere machen wir selbst“, erklärt Görgens. Große Motive, wie das des Schauspielhauses werden aus mehreren Stücken zusammengesetzt, was aus der Entfernung nicht zu erkennen ist.

Die Leuchtröhren werden einzeln in Form geblasen und in die richtige Form gebogen, danach mit Neon- oder Argongas befüllt. Leuchtstoffe ergeben die Farben. „Heutzutage ist auch die Entsorgung kein Problem. Das ist zu 100 Prozent machbar“, versichert Görgens. Sechs Meter hoch ragte die Faust auf. Den passenden Unterbau hat sie gleich mitgeliefert: Eine Stahlkonstruktion und sechzehn 100-Kilogramm-Betonplatten hielten das leuchtende Bild an seinem Platz.

Nicht nur Unternehmen werben mit Lichtreklame für sich. Filderstadt präsentiert sich seit 2009 als Messestadt und zeigt das mit neun beleuchteten Pylonen, die den attraktiven Standort an Straßen auch nachts sichtbar machen. Das Besondere daran ist, dass sie mit Solarenergie betrieben werden und komplett autark sind, um Nachhaltigkeit und Innovation zum Ausdruck zu bringen, so lautete die Vorgabe, erzählt Görgens.
„Das war eine Herausforderung. Hinzu stellten verschiedene Komponenten sowie unterschiedliche Standorte hohe Ansprüche.“ Mit der ersten solarbetriebenen Lichtwerbung in Deutschland gewann das Unternehmen 2009 den „Best practice light advertising award“.

Der Wunsch des Möglinger Pfarrers, ein beleuchtetes Kreuz auf seine Kirche zu setzen, bescherte der Kreder Neon GmbH den zweiten Award für das erste beleuchtete LED-Kreuz in Deutschland. Diese Schöpfung entstand, weil der Pfarrer der Möglinger Johanneskirche eines nachts Lust auf Maultaschen verspürte, nachdem er an dem nahen Firmenschild von Bürger Maultaschen vorbeigefahren war. „Warum machen wir denn keine Werbung für uns“, fragte er sich. Mit Hilfe von Spenden wurde diese Verbindung von Tradition und Innovation realisiert. Drei Meter hoch und zwei Meter breit strahlt das weiße Kreuz bis hinüber zur Autobahn A 81. Energiesparende LEDs schalten sich bei Dunkelheit über eine Dimmtechnik automatisch ein und setzen ein Zeichen.

Teuflisches Schwarz, heutzutage oft anzutreffen in der ansonsten buntgefächerten Logowelt sind die Sorgenkinder der Lichtwerbung. „Das ist wirklich anspruchsvoll“, bestätigt Görgens, aber auch dafür versuchen wir kreative Lösungen zu finden. Noch kreativer müssen sie und ihre 17 Mitarbeiter sein, wenn Künstler wie Chris Nägele raumhohe, leuchtende Spiralen entwerfen, die an Luftschlangen erinnern. „Wir haben natürlich ein Modell und die Maße, aber dann hängt es von der langjährigen Erfahrung des Glasbläsers ab, dass alles so wird, wie es soll. Und trotzdem funktioniert ess nicht immer auf das erste Mal“, sagt Görgens.

„Wenn dann alles klappt, ist man schon stolz“, meint die Chefin. Sie hat die Meisterprüfung zum Schilder- und Lichtreklamehersteller gemacht und zusätzlich die Ausbildung zur Technikerin für Farbe und Gestaltung absolviert. 2008 übernahm sie das Unternehmen von ihrem Vater. Gegründet wurde der Betrieb im Jahr 1950 in Stuttgart. „Im Jahr 2008 sind wir nach Schwieberdingen gezogen, weil wir weiter wachsen und Platz brauchen“, sagt Simone Görgens.

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