Ohne Spannung geht es nicht

Auszeichnung für die Hainbuch GmbH aus Marbach am Neckar: Weltweit erfolgreich mit Spannmitteln, die überall in der Produktion an-zutreffen sind

© Ralf Breitenbacher

Spannende Technik steckt in mehr Dingen als man glaubt. Ob künstliches Hüftgelenk, Bremsscheiben, Gewindebohrer oder Zahnräder – diese und unzählige andere Produkte werden mit Spanntechnik hergestellt, da jedes Werkstück fest eingespannt werden muss, bevor es bearbeitet werden kann. Was auf den ersten Blick wenig spektakulär erscheint, bewegt sich mittlerweile im Hightech-Bereich. Hochqualifizierte und motivierte Fachkräfte sowie eine stimmige Arbeitsatmosphäre tragen wesentlich zum Erfolg der Hainbuch GmbH aus Marbach am Neckar in der Region Stuttgart bei.

Erst kürzlich hat das Wirtschaftskomitee Deutschland e. V. dem innovativen Unternehmen den Goldjupiter verliehen, einen der höchsten Wirtschaftspreise, der in Deutschland vergeben wird. Den Ausschlag für die Auszeichnung gaben neben dem herausragenden wirtschaftlichen Engagement die langjährigen und beispielhaften Ausbildungsaktivitäten, so die Begründung des Wirtschaftskomitees.

Erfolg mit mittelständischen Tugenden

Obwohl Hainbuch auch von der Krise gebeutelt wurde, hat das Unternehmen in diesem Jahr 42 Auszubildende in seinen Reihen, mehr als je zuvor und weit über die geforderte Quote hinaus. Neu bei Hainbuch sind die Ausbildungsberufe Fachinformatiker und Elektroniker und das DHBW Studium im kaufmännischen Bereich. Auch die Fortbildung wird im Unternehmen groß geschrieben: „Wir legen großen Wert darauf, dass unsere Mitarbeiter sich weiterentwickeln“, bekräftigt Geschäftsführer Gerhard Rall. „Vor allem gelten in einem Mittelstandunternehmen ganz andere Gesetze als in einem Großkonzern. Dort zählt in erster Linie der Shareholder-Value“, erklärt Rall. „Wir müssen Erfolg, Verpflichtung und Risiko geschickt verbinden. Und das funktioniert nur, wenn wir uns auch dem Gemeinwohl verantwortlich fühlen.“

Der gemeinhin als „Goldoskar der Wirtschaftsbranche“ bezeichnete Preis des Wirtschaftskomitees ist nicht der erste, der bei Hainbuch in der Vitrine steht. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen bereits den „Großen Preis des Mittelstands“ erhalten.

Neue Maßstäbe in der Branche

1951 begann die Erfolgsstory des Marbacher Unternehmens – wie bei vielen Firmen in einer Garage. Hier startete Firmengründer Wilhelm Hainbuch mit Lohndreharbeiten. Aus dem kleinen Handwerksbetrieb entwickelte sich in fünf Jahrzehnten ein innovatives, weltweit agierendes Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern, bei dem sich alles um die Werkstückspannung dreht.

Vor dem wirtschaftlichen Erfolg steht das Tüfteln und Erfinden. Unzählige Patente belegen die Innovationskraft des Unternehmens aus der Region Stuttgart. Vor zwanzig Jahren setzte Hainbuch mit der Erfindung des „Spanntop Systems“ neue Maßstäbe in der Branche. Das schnell wechselbare, enorm steife und präzise System ist für höchste Drehzahlen und Haltekräfte konzipiert.

Die neueste Entwicklung bei Hainbuch sind Spannmittel aus Karbon, die um rund zwei Drittel leichter als eine Standardausführung in Metall sind, aber noch stabiler. “ So steigern die Kunden ihre Produktivität, senken ihren Energieverbrauch und entlasten den Maschinenantrieb,“ erläutert Rall die Vorzüge der neuen ultraleichten Spannmittel. „Gerade bei kleineren Bearbeitungszentren spielt das Gewicht von Spannmittel und Werkstück eine große Rolle. Je dynamischer die Maschine, desto geringer müssen die bewegten Massen gehalten werden“, so Rall.

„Die Kunden ernst nehmen“

Über 500 Mitarbeiter arbeiten weltweit für Hainbuch, davon knapp 400 in Deutschland. Neben dem Hauptsitz in Marbach hat Hainbuch international sieben weitere Tochterunternehmen und unterhält Vertretungen in 40 Ländern.

Zu den Hauptkunden des in dritter Generation geführten Unternehmens gehören insbesondere die Maschinenhersteller sowie der Automobilbau mit all seinen Zulieferern. Darunter finden sich alle großen Namen der Autoindustrie: Daimler, BMW und VW, aber auch Liebherr, Boehringer oder Traub.

Wie erklärt sich der Firmenchef den Erfolg der schwäbischen Weltfirma Hainbuch? „Man muss wissen, was die Kunden wollen und sie absolut ernst nehmen, vor allem, wenn sie etwas reklamieren, hier muss man schnell und unbürokratisch reagieren. Darüber hinaus kann man das festmachen an ganz normalen menschlichen Tugenden: Fleiß, Neugierde, Beharrlichkeit, gepaart mit Überzeugungskraft. Wissen ist wichtig, reicht aber nicht aus.“

http://www.hainbuch.com

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