Modellbau zwischen Tradition und Innovation

Die Graupner GmbH & Co. KG aus Kirchheim unter Teck ist Europas größter Hersteller von ferngesteuerten Flug-, Schiffs- und Automodellen

Von Johannes Graupner im Jahr 1930 als Fabrik für Laubsägeartikel gegründet, ist die Graupner GmbH & Co. KG aus Kirchheim unter Teck längst zum europaweiten Marktführer im Modellbau geworden. Für Aufsehen sorgten bereits das Patent für ein Segelflugmodell im Jahr 1935 und der Baukasten für ein Elektroflugmodell für Freiflug im Jahr 1960. Heute hat Graupner 18.000 Produkte aus Holz und Kunststoff sowie die passende Fernsteuerungs- und Antriebstechnik im Angebot. Sie werden in 70 Länder exportiert.

Wie stets wenn Heiligabend näher rückt, stellen sich Millionen von Menschen die Frage: „Was schenken?“ Wer anstelle von Puppen, Socken und Duftwässerchen Graupner-Modellbausätze unter den Weihnachtsbaum legt, wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gut ankommen.

Das 1930 gegründete Traditionsunternehmen aus Kirchheim unter Teck bei Stuttgart ist Europas Marktführer im Funktionsmodellbau. Als Vollsortimenter hat die Graupner GmbH & Co. KG rund 18.000 Produkte aus Holz und Kunststoff im Angebot. Hobbymodellbauer aus aller Welt schwören auf die Flugzeug-, Hubschrauber-, Schiffs- und Automodelle, die Graupner in über 70 Länder exportiert. „Wir sind traditionell sehr stark im Flugmodellbau engagiert, denn Kirchheim/Teck ist, und das wissen nur wenige, eine echte Fliegerstadt“, erklärt Stefan Graupner, der gemeinsam mit seinem Vater Hans Graupner die Geschäfte führt, die Affinität zu Segelflugzeugmodellen. „Die Hahnweide ist als Flugplatz unter Segelfliegern weltbekannt, und Schempp-Hirth baut hier seit 70 Jahren erstklassige Segelflugzeuge und Flugzeugteile; wir lehnen uns mit unseren Modellen direkt an die Originale an.“ Ebenso enge Partnerschaften pflegt Graupner zu vielen anderen Herstellern von Flugzeugen, Hubschraubern und Schiffen, deren Produkte nachgebaut werden.

Enorme Kompetenzen im Entwicklungsteam

Die Konstruktion von Funktionsmodellen ist viel mehr als die maßstäbliche Größenreduzierung. Sie erfordert spezifische Kenntnisse aero- bzw. hydrodynamischer Gegebenheiten. „Bei uns sitzt ein erfahrenes Entwicklungsteam aus Ingenieuren, passionierten Hobbyisten und Modellbauern, die in den jeweiligen Sparten über eine enorme Kompetenz verfügen“, sagt Stefan Graupner. „Außerdem beobachten wir den Markt genau und wissen fast immer, in welche Richtung die Technik läuft. Daran muss man sich orientieren oder selber den Trend setzen.“

Der Einstieg in den Modellflugzeugbau ist Stefan Graupners Großvater Johannes zu verdanken. Der hatte im Jahr 1930 mit der Produktion von Laubsägeartikeln wie Schlüsselkästchen, Bilderrahmen und kleinformatigem Holzspielzeug begonnen. Da Bastelarbeiten mit der Laubsäge traditionell als Beschäftigung für kalte Winterabende galten, herrschte in der kleinen „Fabrik feiner Holzwaren“ im Sommer Flaute. Bei der Suche nach Artikeln für die warme Jahreszeit wurde Johannes Graupner bald fündig. Dabei blieb er seinem Werkstoff treu, denn im Flug- und Schiffsmodellbau wurde damals noch Sperrholz und nicht das viel leichtere Balsaholz verwendet.

Das erste patentierte Segelflugzeugmodell sorgte im Jahr 1935 für großes Aufsehen. Es brachte den ersten großen Erfolg, doch viele weitere sollten folgen. Zu Meilensteinen der Erfolgsgeschichte wurden der Baukasten für ein Elektroflugmodell für Freiflug im Jahr 1960, die Entdeckung der Wankel-Motoren für den Modellflugzeugbau, der erste in Serie gefertigte Modellflughubschrauber mit Turbinenantrieb und das erste mit Wasserstoff betriebene Automobil. Bis heute besteht das Sortiment aus einer Vielzahl bezahlbarer technischer Highlights mit dem passenden Antriebszubehör. Mit dem wachsenden Erfolg wurde der Bestellkatalog immer imposanter.

Aber nicht allein in Produktinnovationen wird bei Graupner laufend investiert. Dafür, dass die Waren stets zuverlässig und zeitnah an die Kunden geliefert werden können, sorgt eines der modernsten vollautomatischen Lager- und Regalsysteme Deutschlands. Mit seiner Inbetriebnahme im Jahr 2004 wurde gleichzeitig der Flächenbedarf um 70 Prozent reduziert.

Internationalisierung und soziales Engagement

Nach wie vor werden Graupner-Produkte ausschließlich über den Fachhandel vertrieben, das gilt für den deutschen Markt ebenso wie für den internationalen. Die 200 Mitarbeiter in Kirchheim unter Teck arbeiten in der Entwicklung, in Marketing und Vertrieb sowie in der Produktion; einige Produkte werden in asiatischen und amerikanischen Produktionsstätten hergestellt. Bei einem Umsatz von 40 Millionen Euro liegt der Exportanteil bei knapp 50 Prozent.

Internationale Märkte interessierten Hans Graupner bereits in der frühen Nachkriegszeit. Dabei ging es ihm nicht nur darum, für seine Produkte zusätzliche Märkte zu erschließen – ebenso wichtig war die Beschaffung hochwertiger Materialien. So wurden langjährige partnerschaftliche Geschäftsbeziehungen mit Erzeugern und Zulieferern zu einem wesentlichen Kennzeichen seiner Firmenpolitik, und sie sind es bis heute. Ob Grundig als Hersteller der Fernsteuerungsanlagen oder O.S. aus Osaka, Japan, als Modellmotorenlieferant – in einigen Fällen sind exklusive Zulieferverträge seit den 1950er Jahren in Kraft.

Einen ungewöhnlichen Schritt wagte Hans Graupner mit der Gründung des Tochterunternehmens Elaboradora Balsera Germano-Ecuatoriana (EBAGEC) in Guayaquil, Ecuador, im Jahr 1976. Mit ihrem teilweise deutschen Management kümmert sich die EBAGEC um die Versorgung mit Balsaholz – unter Bedingungen, die den Erhalt der Baumbestände sicherstellen. „Nachhaltigkeit ist mir ebenso wichtig wie meinem Vater, wir verstehen die EBAGEC als praktizierte Entwicklungshilfe, die mindestens 80 Menschen ständig Arbeit und Einkommen bietet“, sagt Stefan Graupner. „Daran wird sich auch nichts ändern, denn trotz der Verfügbarkeit von diversen Kunststoffen und Schäumen bevorzugen Bastler den Rohstoff Balsaholz, der sehr einfach zu bearbeiten und unschlagbar leicht ist.“

Eine aktuelle Tendenz ist die, dass der Vorfertigungsgrad der Modelle bei gleich bleibendem Qualitätsanspruch immer weiter zunimmt. „Man muss nicht mehr nächtelang basteln, um ein flugtaugliches Modell zu bauen“, so Stefan Graupner.

Auf der kommenden Nürnberger Spielwarenmesse (5.-10. Februar 2009) können sich Modellbaufreunde selbst überzeugen.

Graupner GmbH & Co. KG:
Uta Berndt (Presse), Henriettenstraße 94-96,
73230 Kirchheim/Teck, Tel. 07021-722230,
Fax 07021-722200, E-Mail, u.berndt@graupner.de,
www.graupner.de

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