Ein Küchenchef für Zuhause

Die Kesselkocher füllen Küchen mit Lebensmitteln und Rezepten

Frisches aus der Tüte kommt in den Topf bei den Kesselkochern.

Das tägliche Dilemma: gähnende Leere im Kühlschrank und deutliches Magenknurren nach Feierabend. Eine Lieferpizza oder der schnelle Gang zum Asia-Imbiss sind verlockend, doch das schlechte Gewissen mahnt zum gesunden Abendessen. Was tun? Die Kesselkocher aus Stuttgart fragen! Sie liefern Rezepte und gleichzeitig die nötigen Zutaten, um schnell, gesund und bequem zu kochen. Ein Selbstversuch.

Wo kommen zwei BWL-Studentinnen auf die Idee, ein Unternehmen zu gründen, das die Region Stuttgart mit Lebensmitteln und Rezepten beliefert? Logisch, in der Küche. Im Sommer 2011 war es noch ein vager Plan, im Herbst bereits Realität. "Stuttgarts neuer Kühlschrankfüller", so lautet der Anspruch der 31-jährigen Tanja Andrin und der 29-jährigen Hilke Heinzelmann, die beide aus Göppingen stammen. Mit ihrer Idee möchten sie Stuttgartern die Essensplanung abnehmen.

Auf der Kesselkocher-Website steht der Speiseplan für die nächste Woche – hier werden Fleisch-, Fisch- und Gemüseliebhaber bei Hähnchen in Aprikosensoße, Lachslasagne oder Gazpacho fündig. Bis Donnerstagabend wird ganz nach Gusto bestellt: zwei bis vier Gerichte, Fleisch oder vegetarisch, gewünschte Personenzahl und bevorzugte Lieferzeit. Am kommenden Montag werden die bereits portionierten Zutaten samt Rezeptkarten und einem freundlichen Lächeln der Geschäftsführerinnen übergeben. Die vollbepackten Tüten werden vorher mit viel Sorgfalt zusammengestellt, damit die Wunschmenge der Wunschzutaten gut ankommt – egal ob zu Hause oder im Büro. Beliefert werden derzeit fast das gesamte Stuttgarter Stadtgebiet und die Fildern.

Endlich, es klingelt an der Tür! Pünktlich händigen Andrin und Heinzelmann eine mit Gemüse, Kräutern und vakuumiertem Fleisch gefüllte Papiertüte aus. Das Tagesmenü: Schweinelendchen mit Champignon-Zucchini-Ragout an Schmorkartoffeln. Klingt gut.

"Wir wollten ein System anbieten, das ohne Abo oder andere Verpflichtungen funktioniert", sagt Andrin. "So sind die Kunden möglichst flexibel." Inzwischen haben sie einen treuen Kundenstamm aufgebaut, der eifrig Rezepte sammelt, kocht und den Jungunternehmerinnen Rückmeldung gibt, ob alles geklappt und geschmeckt hat. Hauptsächlich Berufstätige und Familien mit kleinen Kindern nutzen den Lieferservice, um den Gang in den Supermarkt zu vermeiden. "Viele Menschen legen Wert auf gesunde, bewusste Ernährung, doch oft fehlt ihnen Zeit oder Inspiration. Für sie ist unser Service eine Erleichterung", sagt Heinzelmann.

Doch nicht alles kommt in die Tüte: Saisonal, regional und hochwertig muss es sein. Das Gemüse stammt von den Fildern, der Fisch aus Bad Cannstatt und das Fleisch von der Metzgerei Bless aus Möhringen, die für ihre herzhaften Kreationen schon mehrfach ausgezeichnet wurde. Ob das der Grund ist, warum Fleischgerichte am häufigsten bestellt werden? "Essen ist Vertrauenssache", sagt Andrin. Neukunden verlassen sich deshalb meist auf persönliche Empfehlungen von erfahrenen Kesselkochern.

Der Rezeptfundus ist inzwischen auf eine beachtliche Größe gewachsen und ständig kommen neue Gerichte hinzu. Ideen bekommen die Unternehmerinnen von Familie und Freunden, in TV-Shows oder im Restaurant. Doch nur was sich beim ausgiebigen Testkochen und -essen bewährt, wird Teil der Speisekarte. Wer ein bisschen Kocherfahrung hat, braucht 20 bis 45 Minuten um eine Mahlzeit zuzubereiten. In dem mitgelieferten Flyer sind alle Zutaten aufgeführt und jeder Schritt beschrieben. Aufbewahrungstipps für die frischen Lebensmittel vervollständigen die Anleitung – damit auch wirklich nichts schief gehen kann.

So weit die Theorie, mit Schürze und Kochlöffel ausgestattet beginnt der Praxistest: Das Rezept ist übersichtlich und leicht verständlich. Nacheinander wandern die Zutaten in Pfannen und Auflaufformen, die Garzeit passt perfekt. Angaben wie "Prise" oder "Messerspitze" fehlen bewusst, gewürzt wird nach Geschmack und aus dem Handgelenk. Die geschätzte Zubereitungszeit von 25 Minuten reicht nicht ganz – offensichtlich aus Mangel an Schnippelroutine. Dafür überzeugt das leckere Ergebnis vollauf. Fazit: Eine Tüte, zwei zufriedene Testköche und etliche Imbissflyer, die direkt in den Papierkorb wandern.