Die Veredler

Beschichtet hält besser: Die Firma RHV-Technik aus Waiblingen verlängert das Leben von Bauteilen aus der Industrie

© rhv-Technik Jeder Auftrag ist ein neues Einarbeiten und Erforschen nach dem passenden Werkstoff. (Foto: rhv-Technik)
Jeder Auftrag ist ein neues Einarbeiten und Erforschen nach dem passenden Werkstoff. (Foto: rhv-Technik)

Es ist ein bisschen wie bei unserer Haut. Setzen wir sie zu viel der Sonne oder dem Wind aus, wird sie trocken. Zum Schutz oder zur Regeneration hilft dann oft nur noch die Cremedose. Auch die Oberflächen von Grundwerkstoffen, ob Metall, Kunststoff oder Keramik, leiden unter dem Einfluss ihrer Umgebung – so werden Metalle zum Beispiel von Salzen, Laugen oder Säuren, aber auch von Luft und Wasser angegriffen.

Die Firma RHV aus Waiblingen in der Region Stuttgart repariert beschädigte Oberflächen von Druckmaschinen bis hin zu Raketendüsen oder schützt sie vor dem Verschleiß und macht sie damit beständiger. Das Unternehmen wendet die spezielle Oberflächentechnik des thermischen Spritzens an. Dabei werden Werkstoffe mit einem Gas-Sauerstoffgemisch geschmolzen und dann auf die zu beschichtende Stelle aufgespritzt.

Thermisches Spritzen: Der Champion unter den Beschichtungsverfahren

„Anders als beispielsweise beim Verchromen erfahren die Bauteile beim thermischen Spritzen keine Gefüge-Veränderung. Aufgrund der Vielfalt möglicher Spritzmaterialien, sind die Anwendungsbereiche beinahe unbegrenzt“, erklärt Claudia Hofmann, Geschäftsführerin von RHV die Vorteile des Verfahrens. Veredelt wird jedoch meist nur an der Stelle, wo die Funktion benötigt wird. So kann ein Bauteil aus Stahl sein und nur an der Stelle, wo der Verschleiß auftaucht, kommt eine Keramikschicht drauf. Oftmals schickten die Kunden nur noch die Zeichnung des entsprechenden Bauteils, das komplette Bauteil stellt RHV dann selbst her. „Es gilt das verlängerte Werkbankprinzip“, erklärt Hofmann. Manchmal seien die Bauteile aber zu groß und dann geht RHV vor Ort, zum Beispiel bei Zahnrädern oder Turbinenschaufeln in Wasser-und Gaskraftwerken.

Kunden von Bosch bis zum Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum

Der Waiblinger Fertigungsbetrieb bedient Kunden aus ganz unterschiedlichen Industriezweigen. „Zu uns kommt sowohl der Klärwerksmeister, dessen Welle kaputt ist, als auch das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR), das ein hitzebeständiges Raketenbauteil braucht“, so Hofmann. Bekannte Firmen aus der Region Stuttgart wie Bosch, Mahle, Stihl oder Index gehören ebenfalls zur Kundschaft. Auch über die Verpackungsindustrie kommen viele Aufträge herein. Deshalb ist RHV Mitglied beim Waiblinger Packaging Excellence Center (PEC), dem Kompetenzzentrum für Verpackungs- und Automatisierungstechnik, das als Schnittstelle zwischen den Mitgliedern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik fungiert und Teil der Kompetenzzentreninitiative der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) ist.

Im Grunde müsse man für jeden Kunden ein Spezialist sein und diesen immer mit einbeziehen, um zu ahnen wo die Reise hingeht, sagt die Geschäftsführerin. So ist jeder Auftrag auch ein neues Einarbeiten und Erforschen nach dem passenden Werkstoff. „Wir leben vom Know-how der Mitarbeiter in der Fertigung“, betont Hofmann. Das Unternehmen hat außerdem ein metallografisches Labor, wo eigene Schichten untersucht werden. Zwar zählt RHV keine 50 Mitarbeiter, ist aber sehr aktiv an unterschiedlichen Forschungsprojekten beteiligt, unter anderem in Kooperation mit den technischen Universitäten Dortmund und Chemnitz. So trägt die Firma ihr Know-how weiter und treibt eigene Innovationen voran.

Familiengeführt und mit treuem Mitarbeiterstamm

Heute verpasst RHV jedem Bauteil die richtige Kur für seine Oberfläche, entwickelt hat sich die Firma aus dem Maschinenbau heraus. 1968 machte sich Hofmanns Vater Jochen Rybak als Feinmechaniker in der Steuer- und Regelungstechnik selbstständig, 1977 kam sein Partner Horst Höschele mit dem Schwerpunkt Spritztechnik hinzu. Vor dreizehn Jahren übernahm Claudia Hofmann die Firma, seither ist RHV ein reines Familienunternehmen. „Ich selbst habe technische BWL in Stuttgart-Hohenheim studiert und hatte Technik nur in der Theorie. Nach dem Studium bin ich aber zügig in die Firma, wo ich Kurse für thermisches Spritzen besucht habe“, erzählt Hofmann über ihren Einstieg. Den Erfolg ihres Familienunternehmens sieht die Unternehmenschefin darin, dass sie ohne bürokratische Hindernisse auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter eingeht, dazu gehörten auch generationengerechte Arbeitszeitmodelle . „Bei uns gibt es mittlerweile auch Väter, die in Elternteilzeit gehen, das wäre vor zehn Jahren noch nicht möglich gewesen“, sagt sie. Die Fluktuation unter den Mitarbeitern sei außerdem gering. „Wir haben einen tollen Mitarbeiterstamm. Manch einer bleibt von der Lehre bis zur Rente“.

rhv-technik.de

© Bild: rhv-Technik
© Bild: rhv-Technik
( 2 )