Die Abschlepper vom Dienst

Die Gross-Gruppe aus Köngen bewegt seit 60 Jahren Autos, die nicht selbst fahren - größter Abschleppdienst Europas

© Gross-Gruppe
Abschleppkran in Aktion vor dem Neuen Schloss in Stuttgart

Stuttgart und die Region sind dafür bekannt, dass von hier aus alles daran gesetzt wird, damit Autos rollen – und das möglichst störungsfrei. Wenn die vier Räder doch mal stehenbleiben, womöglich kurz hinter Casablanca oder auf einem steilen Pass in den Schweizer Alpen, dann hilft ein hier ansässiges Unternehmen weiter. Die Gross-Gruppe aus Köngen ist der europaweit größte Abschleppdienst sowie größter Partner des ADAC – auch für Fahrzeuge in XXL-Größe. Für liegengebliebene LKW oder Busse gibt es den Masterlift, ein spezielles Abschleppfahrzeug, das allein 400.000 Euro kostet.

An 17 Abschleppdienst-Standorten und fünf Niederlassungen für Transportabwicklung in Deutschland und Spanien ist das mittelständische Familienunternehmen präsent. Von Spanien aus, wo 1978 die ersten Autos zurückgeholt wurden, hat sich der Radius bis nach Marokko, Portugal, Oberitalien und die Schweiz erweitert. Als die Mauer fiel, gehörte die Gross-Gruppe zu den Pionieren, die im Osten Deutschlands investierten und in Dresden und in Wiedemar bei Leipzig eine Niederlassung gründete. Das Unternehmen verfügt über 310 Fahrzeuge und hat europaweit 400 Beschäftigte. Die Notrufzentrale in Köngen ist 24 Stunden besetzt. Wer in dieser Branche tätig ist, muss rund um die Uhr verfügbar sein.

Erlkönige und Prototypen im Gepäck

Die gelb lackierten Fahrzeuge des Unternehmens sind nicht nur zur Urlaubszeit viel unterwegs. Liegengebliebene Fahrzeuge, aber auch Autos, die in Unfälle verwickelt waren, werden nach Hause geholt und in die Werkstatt gebracht. Mit einer kleinen Tankstelle und einer Schlosserwerkstatt in Köngen begann vor 60 Jahren die Geschichte des heutigen Allrounddienstleisters. Karl Gross, der Gründer prägt bis heute den Firmennamen. Die Unternehmensgruppe wird seit 2010 in der dritten Generation von Rainer Petermann weitergeführt.

Der Abschleppdienst ist nur eine Seite des Geschäfts mit dem Autotransport. Oftmals sind es auch noble und geheimnisumwitterte Karossen, die unbeschadet von A nach B gebracht werden müssen. "In dieser Nische sind wir seit 40 Jahren erfogreich tätig und haben viel Vertrauen aufgebaut," erklärt Prokurist und Niederlassungsleiter Dieter Quadlender. Die Erlkönige namhafter Automarken werden erster Klasse an ihren Bestimmungsort chauffiert. Prototypen, beileibe nicht nur aus der Region, reisen komfortabel und geschützt vor allzu neugierigen Blicken in Riesentrucks nach Skandinavien zu eiskalten Härtetests.

Weltweit eimalig: Hybrid-Abschleppwagen

Aber auch Mietwagen oder Oldtimer werden von Fahrern der Gross-Gruppe abgeholt oder gebracht. Wir sind Partner von allen großen Autovermietungen und bieten bei der Rückholung einen 24-Stundenservice, das ist nicht unbedingt üblich," sagt Bruno Noce, Mitglied der Geschäftsführung. Wenn Filmstudios rufen, fährt das Unternehmen schon mal den Wagen vor. Sei es für den Film "Go Trabi go" oder für den Kinostreifen der Kultserie "Sex and the City". Dafür verfrachteten die Köngener einen ausgewachsenen Maybach an den Drehort im malerischen Marokko.

Seit zwei Jahren testet das Unternehmen weltweit exklusiv zwei Abschleppfahrzeuge von Mercedes-Benz mit Hybridantrieb. Die Autos der Zukunft werden technisch überwacht und liefern dem Autohersteller wertvolle Ergebnisse für weitere Entwicklungen. Eingesetzt werden diese Fahrzeuge vorrangig in sensiblen Bereichen wie Fußgängerzonen. Je eines ist in Stuttgart sowie in Dresden unterwegs.

Schwergewichte an Riesenkränen

Manchmal reicht auch der größte Abschleppwagen nicht aus. Dann kommt einer der drei Kräne, die zwischen 35 und 95 Tonnen Hubkraft haben, zum Einsatz. Ursprünglich ein Pilotprojekt in Abstimmung mit dem Regierungspräsidium Stuttgart und der Polizei, hat die Gross-Gruppe mit fünf weiteren Partnern eine Abschleppgemeinschaft gegründet. Sie ist in der Region zügig zur Stelle, um havarierte Großfahrzeuge möglichst schnell mit den Kränen aus Köngen von der Straße zu hieven, damit der Verkehr wieder fließen kann. Auch hier gilt, dass die Riesenkräne kurzfrstig Tag und Nacht verfügbar sind – ein Vorteil zu vielen anderen Unternehmen, die solche Schwergewichte ausleihen. "Der brenzligste Einsatz," erinnert sich Bergungsleiter Daniel Beyersdorf, war einer im vergangenen Jahr, "als einer der Kräne bei einem schweren Gefahrgutunfall am Bosch-Parkhaus eingesetzt wurde." Nicht nur Autos werden angepackt. Die schweren Kräne werden auch gerne von Firmen geordert, wenn Maschinen versetzt werden müssen.

Wenn es auf der Straße rutschig und damit hochgefährlich vor allem für Motorradfahrer wird, ist das Unternehmen ebenfalls zu Stelle, um gefährliche Ölspuren rückstandsfrei zu beseitigen. Dann rückt die eigene Gross-Ölwehr an. Auch Firmen vertrauen auf die Technik des Köngener Unternehmens. So kommt es vor, dass die Spezialisten rund ums Auto ausgelaufene Milch bändigen müssen, eine schmierige Angelegenheit bei mehreren hundert Litern und mit normalen Mitteln nicht zu schaffen.

Vom Recycling bis zu sozialem Engagement

Die Gross-Gruppe ist vielseitig aktiv. Die Tank- und Rastanlage mit dem Betreiber Aral an der A 8 in Merklingen gehört ebenso dazu wie das hauseigene Schulungscenter in Altbach, in dem das Unternehmen Schulungsreihen zum "Bergeleiter" anbietet. Seit 1983 betreibt das Unternehmen überdies ein hochmodernes Recycling-Center für Altautos, das in den Anfangsjahren eine Vorreiterrolle in Sachen Umweltschutz spielte und das fortschrittlichste bundesweit war. Undurchlässiger Beton, damit keine Schadstoffe in den Boden gelangen, Ölabscheider und die fachgerechte Behandlung von Sonderstoffen gehören zum Standard. "Wir sind ein Musterbetrieb des ADAC," sagt Niederlassungsleiter Jürgen Korn.

Neben der Arbeit wird auch das soziale Engagement gepflegt. Vor drei Jahren wurde die Friedrich-Petermann-Stiftung ins Leben gerufen, die gemeinnützige Zwecke verfolgt. Bislang freuten sich das SOS-Kinderdorf der Deutschen Krebshilfe über Zuwendungen, ebenso wie die Mensa in der Köngener Burgschule oder das ortsansässige Seniorenzentrum über einen Minibus.

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