Der Weltmarktführer für Turngeräte ersetzt Sprungpferde durch Ergojets – und träumt von Olympia

Die Esslinger Spieth Gymnastic GmbH produziert und vertreibt seit 1956 weltweit Turn- und Wettkampfgeräte

Am 18. Mai 2002 ist es wieder soweit. In Leipzig beginnt das Deutsche Turnfest und Sportler aus der ganzen Welt reisen an, um ihr Können am Reck, an den Ringen, am Stufenbarren und in den übrigen Disziplinen unter Beweis zu stellen. Geturnt wird an Wettkampfgeräten der Spieth Gymnastic GmbH aus Esslingen, dem Weltmarktführer in Sachen Turngeräte. Bereits 1956 wurden in Esslingen mit der Produktion der ersten Original-Reuther Sprungbretter die Voraussetzungen für eine anhaltende Erfolgsgeschichte geschaffen. Heute finden keine Europa- und Weltmeisterschaften mehr ohne Spieth-Produkte statt, die Turngeräte des Familienunternehmens werden weltweit verkauft und über Lizenznehmer auch in den USA, Kanada und Südafrika produziert. Besonders stolz ist man bei Spieth auf den innovativen Sprungtisch "Ergojet", der am 1. Januar 2001 offiziell das "gute" alte Sprungpferd als Wettkampfgerät abgelöst hat.

In der ganzen Welt turnen Spitzensportler an Spieth-Wettkampfgeräten. Seit 1956 beliefert das Familienunternehmen aus Esslingen internationale Wettbewerbe mit Turngeräten. Mit 85 Mitarbeitern wird jährlich ein Umsatz von fünf Millionen Euro erzielt. Ulrich Spieth steht gemeinsam mit seinem Bruder Rudolf, der für den technischen Bereich verantwortlich ist, seit 1971 an der Spitze des Familienbetriebs, der bereits 1831 von Ur-Ur-Großvater Wilhelm Ludwig Spieth als Schreinerei in Oberesslingen gegründet wurde. 1912 übernahm Albert Spieth, der Großvater der heutigen Firmenchefs das unternehmerische Zepter von Karl Spieth und gründete gemeinsam mit dem Ingenieur Richard Wilde die Wilde und Spieth GmbH. Doch schon sechs Jahre später gingen sie geschäftlich getrennte Wege, der Name Wilde wurde beibehalten. Anfangs wurden in der Esslinger Schreinerei vor allem Roll- und Klappläden, später auch moderne Stühle, Tische und Designmöbel hergestellt. So entwickelten Professor Egon Eiermann für Wilde und Spieth das "Brüssler Modell", einen eigens für die Brüsseler Weltausstellung von 1958 entwickelten Drehstuhl. Inzwischen sind Stühle von Wilde und Spieth sogar im Museum of Modern Art in New York ausgestellt.

Wilde und Spieth hat seinen Bekanntheitsgrad dann durch die Entwicklung und Herstellung von Turngeräten weiter gefestigt. Dass sich die heutige Spieth Gymnastic GmbH in diesem Segment als Weltmarktführer bezeichnen darf, ist nicht zuletzt einer persönlichen Beziehung zu verdanken: Rudolf Spieth, der Vater der heutigen Geschäftsführer, war eng mit Richard Reuther, einem Kunstturner und Konstrukteur befreundet. Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erörterten die beiden Freunde die Frage, ob es möglich sei, ein Sprungbrett zu bauen, mit dem Turner höher springen könnten. Im Geburtsjahr der Spieth Holztechnik GmbH, 1956, kamen bei der Olympiade in Melbourne die ersten Reuther-Sprungbretter zum Einsatz. Bis heute werden die "Original Reuther Geräte" in Esslingen hergestellt und vertrieben.

Neue Turngeräte bringen mehr Sicherheit und bessere Leistungen

Der technische Fortschritt im Turngerätebau ist eng mit der kontinuierlich wachsenden Leistungssteigerung der Sportler beim Kunstturnern verbunden. Neue Materialien, eine verbesserte Verarbeitung sowie die stete Weiterentwicklung von Turngeräten mit Hilfe von Sportlern, Trainern und Wissenschaftlern bieten den Turnern immer mehr Sicherheit und die Möglichkeit sich sportlich zu verbessern. Ein niedrigeres Verletzungsrisiko und eine geringere Belastung der Gelenke haben bei der Entwicklung von Turngeräten oberste Priorität. Zahlreiche bekannte Geräteturner wie Walerie Belenki, Weltmeister und Olympiasieger, Thomas Zimmermann, Marco Mayr, Alexey Bondarenko und viele mehr wissen ihre Wünsche und Forderungen an Spieth genau zu formulieren.

Neue oder verbesserte Turngeräte werden in Trainingszentren unter Aufsicht von Fachleuten und Trainern getestet. In der Regel laufen diese Testphasen so geheim wie möglich ab. "Es muss ja nicht jeder gleich wissen, dass es da etwas Neues gibt", erklärt Ulrich Spieth. Nach Abschluss der Testreihen werden die Geräte vom Internationalen Turnerbund (ITB) geprüft, zugelassen und durch ein Zertifikat ausgezeichnet. "Dieses Zertifikat gibt unseren Geräten den gewissen höherwertigen Touch", sagt Ulrich Spieth. "Schließlich sind die Prüfungen nicht leicht zu bestehen."

Turnvater Jahns Pferd hat ausgedient – jetzt kommt der Ergojet

Ganz besonders stolz ist Spieth auf den innovativen Sprungtisch "Ergojet", der am 1. Januar 2001 offiziell das "gute" alte Sprungpferd als Wettkampfgerät abgelöst hat. Bereits 1993 hatte der Vizepräsident des Internationalen Turnerbundes der Fédération Internationale de Gymnastique (FIG), Siegfried Fischer, am Rande eines Symposiums in Birmingham vorgeschlagen, ein neues Turngerät zu entwickeln, um das Sprungpferd zu ersetzen. Als einziger Hersteller hatte Spieth diese Anregung aufgegriffen und das erste Modell bereits zur Weltmeisterschaft 1994 in Dortmund vorgestellt. "Das Gerät ähnelte jedoch eher dem Modell Hasenheide aus der Zeit des Turnvater Jahns", scherzt Ulrich Spieth. "Wir mussten weiter verbessern und testen." Gemeinsam mit dem österreichischen Bildhauer und Turntrainer Helmut Hödlmoser wurden die ersten brauchbaren Prototypen des neuen Turngerätes entworfen und konstruiert.

So wurde der Ergojet von der FIG zur Weltmeisterschaft 2001 in Gent (Belgien) eingeführt, zertifiziert und als offizielles Wettkampfgerät zugelassen. Es kann, und das ist sein Vorteil gegenüber dem alten Sprungpferd, von Frauen wie von Männern benutzt werden. Durch die stufenlose Höhenverstellbarkeit gibt es für die Turner am Gerät keine Alters- oder Größenbeschränkungen mehr.

Aber nicht nur beim revolutionären Ergojet, sondern auch beim modernen Stufenbarren, dem gepolsterten Schwebebalken, dem gefederten Ringoberteil, den Sicherheits-Reckstangen und diversen Reuther-Sprungbrettern, kamen entscheidende Sicherheitsverbesserungen aus dem Hause Spieth.

Spitzensportler an Esslinger Turngeräten

Längst finden keine Welt- oder Europameisterschaften mehr ohne Spieth-Produkte statt. Modernste Gerätekonstruktionen und Partner auf der ganzen Welt machen das Esslinger Unternehmen zum Weltmarktführer bei Turngeräten. Zu großen Wettbewerben reist Ulrich Spieth selbst an, um vor Ort den Aufbau der Geräte zu überwachen und Kontakte zu Athleten und Trainern zu pflegen. Heute verkauft er Turngeräte weltweit und produziert über Lizenznehmer auch in den USA, Kanada und Südafrika "In China und Russland trainieren die Spitzensportler an Turngeräten aus unserem Haus, Kooperationen sind andiskutiert"", erklärt Ulrich Spieth. Kritische Hightech-Bestandteile werden aber aus Sicherheitsgründen weiterhin in Esslingen produziert. "In Zusammenarbeit mit unseren Partnerfirmen richten wir seit vielen Jahren die Europa- und Weltmeisterschaften im Kunstturnen aus", erklärt Spieth. "Mein großer Traum wäre es aber, noch einmal eine Olympiade mit auszustatten, entweder Athen 2004 oder Peking 2008."

Spieth Gymnastic GmbH:
Ulrich Spieth (Geschäftsführer), Zeppelinstraße 126, 73730 Esslingen, Tel. 0711-31971-0, Fax 0711-31971-11, E-Mail info@spieth-gymnastic.com, www.spieth-gymnastic.com