Schweinehaut hat ausgedient

Die Hohenstein Institute in Bönnigheim testen Kosmetika an einem selbst entwickelten technischen Hautersatzmaterial

Quadratisch, praktisch, gut - künstliche Haut (Foto: Hohenstein-Institute)

Wenn Kosmetikprodukte auf ihren Nutzen überprüft wurden, waren daran bislang zahlreiche Versuchspersonen beteiligt, die sich freiwillig neue Cremes in die Gesichtshaut einmassierten oder Make-up mit verschiedenen Reinigungslotionen zu Leibe rückten. Geht es nach den Hohenstein Instituten in Bönnigheim, übernehmen in Zukunft rechteckig zugeschnittene Hautstücke die Aufgabe der Probanden. HUMskin heißt ein standardisiertes technisches Hautersatzmaterial, das die Entwicklung von Kosmetikprodukten in den nächsten Jahren deutlich erleichtern wird. Der ebenso künstliche Name leitet sich aus den englischen Worten "human" und "skin" ab.

Dieselben Eigenschaften

Die Versuchshaut besteht nicht anders als beim Menschen aus Biopolymeren. Der einzige Unterschied ist, dass Lebewesen sie in Zellen bilden, während sie hier künstlich hergestellt wurden. Damit diese künstliche Haut wie unsere eigene funktioniert, simuliert HUMskin alle ihr entsprechenden Eigenschaften. So weist die Oberfläche des Ersatzmaterials eine hauttypische Felderstruktur auf. Der pH-Wert liegt, ähnlich wie bei unserer Haut, im leicht sauren Bereich bei einem Wert von 5,5. Auch die Struktur und Wirkungsweise wurden nachgeahmt. Feuchtegehalt und Wasserverlust sind auf die bekannten Werte menschlicher Haut abgestimmt.

Effizient und kostengünstig

In den vergangenen Monaten haben Prof. Dirk Höfer und sein Team in zahlreichen Versuchsreihen die Wirksamkeit verschiedener kosmetischer Reinigungsprodukte mit Hilfe der HUMskin verglichen. Dabei hat das technische Hautersatzmaterial bewiesen, dass es sich für groß angelegte Testreihen eignet. Nun bieten die Wissenschaftler Kosmetikherstellern standardisierte Prüfungen an.

Die HUMskin ermöglicht es zum ersten Mal, Rohmaterialien und Produkte objektiv und in jederzeit wiederholbaren Testreihen zu überprüfen. Unabhängig von subjektiv regierenden Probanden lassen sich die Prüfungen noch dazu besonders effizient und kostengünstig gestalten. Die Untersuchungen mit Hilfe der HUMskin schließen äußere Einflüsse hingegen komplett aus. Die Bedingungen sind standardisiert und liefern objektive Ergebnisse.

Schwitzende Haut statt Schweinehaut

Das technische Hautersatzmaterial lässt sich vielseitig einsetzen. Besiedelt man HUMskin mit Keimen der menschlichen Hautflora, stellen mikrobiologische Analysen fest, wie "sicher" oder auch "effektiv" ein antibakterielles Produkt ist. Auch Geruchsuntersuchungen von Parfums sind möglich. Wissenschaftler beobachten, wie die Geruchspartikel verdampfen oder wie lange sie auf der Haut verbleiben. Selbst eine "schwitzende Haut" samt künstlicher Körperbehaarung lässt sich simulieren. Und noch einen Vorteil besitzt das technische Hautersatzmaterial im Vergleich zu biologischen Material, wie etwa Schweinehäuten: Es lässt sich einfacher und länger lagern.

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