Die Herrin der Bilder

Christiane Lange ist die neue Chefin der Staatsgalerie Stuttgart

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Christiane Lange (Foto: Staatsgalerie Stuttgart)

Seit Januar bestimmt sie, wo Holbein, Picasso und Oskar Schlemmer hängen. Christiane Lange hat als neue Direktorin der Staatsgalerie Stuttgart viel vor. Sie freut sich "auf die wunderbare Sammlung". Allein in der Dauerausstellung sind derzeit rund 800 Kunstwerke zu sehen. Zuletzt leitete Lange sieben Jahre lang die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung in München, die über keine eigene Sammlung verfügt – eine neue Erfahrung für die Kunsthistorikerin, die mit viel Verve an ihre neue Aufgabe herangeht. Ein besonderer Leckerbissen ist die 400.000 Blätter umfassende Grafische Sammlung, deren empfindliche Schätze in wechselnden Ausstellungen des Grafik-Kabinetts präsentiert werden.

Mit 284.000 Besuchern und bis zu acht Ausstellungen im Jahr zählt die Staatsgalerie zu den meistbesuchten Museen Deutschlands. Die neue Direktorin will das größte Kunstmuseum in Baden-Württemberg noch stärker in die Öffentlichkeit bringen. "Mein Hauptaugenmerk liegt darauf, das Museum wieder mehr ins öffentliche Bewusstsein zu rücken", erklärt Lange. Immerhin sind in der Staatsgalerie praktisch alle Künstler vertreten, die in der westlichen Kunst des 20. Jahrhunderts Rang und Namen haben, viele von ihnen mit weltbekannten Werken. Hinzu kommen außergewöhnliche Schätze wie Jerg Ratgebs Herrenberger Altar oder Schlemmers Figurinen für das Triadische Ballett.

Neben der vielfältigen Sammlung, deren reicher Bestand an Gemälden und Plastiken Werke der europäischen Kunst vom 14. bis zum 21. Jahrhundert umfasst, punktet auch die Architektur. Der 1984 eröffnete Bau von James Stirling gilt als eines der bedeutendsten Werke der postmodernen Architektur in Deutschland. "Es wird eine Herausforderung sein, diese Perle bei künftigen Ausstellungen mit dem wunderbar renovierten Altbau aus dem 19. Jahrhundert stimmig zu verbinden", meint die neue Chefin. Die nächsten Projekte sind bereits geplant: "Zum Jahresende werden wir niederländische und flämische Malerei des 17. Jahrhunderts zeigen, ebenso wie Ausstellungen zum 150. Geburtstag von Edvard Munch und zum 200. Geburtstag von Richard Wagner."

Ausstellungen müssen nicht ständig neue Größenrekorde brechen, ist die neue Museumschefin überzeugt. Sie will die Arbeit mit der vorhandenen Sammlung weiter intensivieren. Auch "die Vermittlung spielt eine immer größere Rolle", wie das breite Angebot für unterschiedliche Zielgruppen zeigt. Die Staatsgalerie verfügt mit ihren weiträumigen und modern ausgestatteten Workshop- und Medienräumen über ausgezeichnete Bedingungen für die Kunstvermittlung. Nicht zuletzt wünscht sich Christiane Lange pointierteres Licht und ein anderes Farbkonzept für die Wände. "Alte Meister können ihr Potenzial an weißen Wänden nicht entwickeln. Ich werde auch die Sammlung neu hängen. Diese Chance lässt sich kein neuer Direktor entgehen", meint sie augenzwinkernd.

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