Süße Worte

Schwarze Kunst in Zartbitter: Die Stuttgarter Firma Typolade verbindet Typografie und Schokolade

Schokolade bildet! (Foto: Typolade)

Mitte des 15. Jahrhunderts erfand Johannes Gutenberg in Mainz den Buchdruck und löste eine Medienrevolution aus. Rund 550 Jahre später haben zwei Stuttgarterinnen eine süße Idee. Sie erfinden Lettern aus Schokolade und verdienen damit gutes Geld. "Sag"s mit Schokolade" – so einfach lässt sich die clevere Geschäftsidee beschreiben. Die Bandbreite reicht von Privatleuten, die den Partner "Mein süßer Schatz" zum Geburtstag mit Schokoladenbuchstaben überraschen oder Firmen, die den Unternehmensnamen als essbare Leckerei verschenken, um in angenehmster Erinnerung zu bleiben.

Die Idee von Christine Voshage und Sandra Kübler, essbare Buchstaben herzustellen, kam nicht von ungefähr. Beide kennen sich mit Typografie aus. Die eine ist gelernet Grafikdesignerin, die andere absolvierte eine grafische Ausbildung sowie ein Innenarchitektur-Studium. "Vor zehn Jahren haben wir uns kennengelernt, als wir für dieselbe Firma tätig waren," erzählt Voshage. "Mit der Zeit entstand der Wunsch, sich selbständig zu machen – und unsere Vorliebe für Schokolade haben wir darin auch untergebracht."

Schokolade ist eine launische Diva

Aller Anfang ist schwer und manches nicht so leicht, wie es sich die Macherinnen vorstellten. Lange Zeit tüftelten sie an den Gießformen der Buchstaben. Die einzelnen Lettern mussten sich deutlich vom Sockel abheben. Die Buchstaben benötigten eine ansprechende Größe. "Schwierig war es auch, die Schokolade heil aus der Form herauszubekommen," erzählt Sandra Kübler von ihren ersten Versuchen. Und Schokolade schmeckt zwar gut, zeigt sich aber als launische Diva, wenn sie in Form gebracht werden soll.

"Damit das Ergebnis perfekt wird, gibt es sehr viel zu beachten, etwa die Temperatur der geschmolzenen Schokolade." Die Verabeitung macht nun ein ausgewiesener Profi und ausgebildeter Chocolatier. Konditormeister Michael A. Wulf von der Konditorei Schurr in Heslach liefert seitdem zuverlässig alle Buchstaben von A bis Z. Hochwertige französische Schokolade mit einem Kakaoanteil von 70 Prozent wird dabei von Hand gegossen. Anfangs haben die Jungunternehmerinnen auch den organisatorischen Zeitaufwand unterschätzt, der mit Verpackung und Etiketterung einhergeht, erinnern sich die beiden. Als sie 2006 nebenher mit dem Geschäft begonnen haben, waren es ausschließlich private Kunden, die ihre schwarze Kunst der süßen Buchstaben schätzten. Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet. Heute ordern vorwiegend Geschäftskunden Botschaften, die ihren Kunden auf der Zunge zergehen.

Pariser Kaufhaus orderte Typolade

Sogar in Paris ist man bereits auf die Stuttgarter Schokoladentexte aufmerksam geworden. Ihr erster Großauftrag kam 2008 in der Vorweihnachtszeit aus dem Pariser Luxuskaufhaus Printemps und nötigte den Schokolademacherinnen einiges ab. "Damals hatten wir noch die alten, umständlicheren Gießformen," erklärt Kübler. Heute bestehen die Formen aus einfach zu handhabenden Polycarbonat. Neben Buchstaben sind Satz- und Sonderzeichen im Angebot, ebenso wie oft gewünschte Symbole – etwa Herzen und Sterne. Wünscht ein Kunde die Umsetzung seines Firmenlogos, wird dieses erstellt. Das ist für die grafisch versierten Inhaberinnen kein Problem. Neben der Zartbitterschokolade sind auch andere Sorten möglich, ebenso wie bunte Buchstaben. Für den kurzfristigen Bedarf haben die Typolade-Chefinnen immer genügend Buchstaben zur Hand. Größere Bestellungen werden "just in time" gefertigt.

Sag" es mit Schokolade

Die Anlässe, um die schwarze Kunst der Schokolade vorzuführen, gibt es zur Genüge: als Glückwünsche festliche Anlässe, als Geschenkeanhänger, Beigabe zu Einladungen oder als oder Namensschild auf einer gedeckten Tafel. Hochwertige vorgefertigte Geschenkepackungen machen es leicht "Glückwünsche" zu verschicken oder "Danke" zu sagen. Zu Ostern gab es in diesem Jahr auch Hasen und Ostereier, allerdings nicht wie üblich in glänzender Alufolie verpackt, sondern in schlichten bunt verzierten Lettern als "EI" oder "HASE".

Mehr als einmal hat Typolade einen Heiratsantrag aus Schokolade geliefert. "Liebe schmilzt nicht" – zumindestens nicht in der Hitze, die die Lieblinge aus Kakao weniger vertragen. Diesen Spruch bestellte ein Mann, der seiner Freundin vor einiger Zeit das Wort "Liebe" geschenkt hatte. "Die hatte den Liebesbeweis dann dummerweise neben den Herd gestellt, wo es dann geschmolzen ist" erzählt Christine Voshage "und wir hatten einen neuen Auftrag." Wer zusehen möchte, wie das essbare Alphabet entsteht, engagiert die Unternehmerinnen von Typolade für ein Event-Setzen, direkt vor Ort bei Messen oder Firmenveranstaltungen.

Und gesund ist sie auch noch

Mehr als eine halbe Tonne Schokolade haben Sandra Kübler und Christine Voshage seither in alle Welt geschickt. Über ihren Online-Shop setzen sie ihre Ware mittlerweile auch über Deutschland hinaus ab. Schließlich sind die Schokobuchstaben, die aussehen wie aus einem alten Setzkasten, nicht allein schön anzusehen, sondern auch noch gesund. Cocoheal lautet der Kunstname für die Substanz N-Phenylpropenoyl-L-aminosäureamide. Wissenschaftler der Universität Münster haben diesen Stoff aus Kakao isoliert und charakterisiert und herausgefunden, dass er regenerierend auf wirkt und den Magen vor schädlichen Bakterien schützt. So kann man künftig guten Gewissens die heimische Obstschale mit einer Schokoladenweisheit aus Stuttgart garnieren: LECKER UND GESUND!

http://www.typolade.de/