Nur die Antarktis fehlt noch

Die Gottlob Stahl Wäschereimaschinenbau GmbH aus Sindelfingen stellt Waschmaschinen und Trockner für Gewerbekunden her. Trotz Käufern in der ganzen Welt, hat die Region Stuttgart für das Familienunternehmen eine ganz besondere Bedeutung

Symbolbild: pixabay.com/CC0
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Ein Industriegebiet in Sindelfingen. Ein alter Kirschbaum steht auf einer kleinen Wiese vor der Fabrikhalle in der Sonne. Der Baum trägt noch keine Früchte, aber an seinen Ästen schwingt leicht eine Schaukel hin und her. Der Baum steht dort bereits wesentlich länger als die Fabrikhalle. Sie wurde 1961 gebaut und zwar in Maichingen bei Sindelfingen und gehört zur Gottlob Stahl Wäschereimaschinenbau GmbH. In dem Kirschbaum vor dem Gebäude schaukelten bereits vor fünfzig Jahren die vier Söhne des Seniorchefs, heute sind es seine Enkelkinder.

Die Gottlob Stahl Wäschereimaschinenbau GmbH entwickelt und produziert Waschmaschinen, Trockner, Mangeln und Faltmaschinen. „Wir sind einer der wenigen Hersteller, die das alles anbieten“, erklärt Uwe Stahl, einer der Söhne, die damals im Kirschbaum schaukelten und heute einer der Geschäftsführer.

Am Anfang war das Fass mit Kurbel

Die Idee zum Bau von Waschmaschinen und anderen Wäschegeräten stammt vom Gründer-Ehepaar Gottlob und Karoline Stahl, Uwe Stahls Urgroßeltern. „Nachdem mein Urgroßvater öfter zugeschaut hat, wie die Frauen am Neckar ihre Wäsche wuschen, schlugen und einseiften, hatte er das Ziel, ihnen allen das körperlich anstrengende und zeitraubende Wäschewaschen zu erleichtern“, erzählt Uwe Stahl. Das Unternehmen wurde 1909 gegründet, die erste Maschine, die Gottlob Stahl baute, war ein Holzfass mit einer integrierten Kurbel, die man anfangs noch von Hand antreiben musste. Später ersetzte Stahl die manuelle Kurbel durch einen Motor. Seitdem stellt das Unternehmen Waschmaschinen her. Während Gottlob der Handwerker und Techniker war, kümmerte sich Karoline Stahl um Buchhaltung, Vertrieb und Personal des Unternehmens.

Weil das Ehepaar Stahl starke Konkurrenz im Bereich der Waschmaschinen für Privathaushalte hatte, verschob sich der Fokus bald: Die beiden begannen, gewerbliche Maschinen herzustellen. Dadurch, und weil bei Stahl alles aus einer Firma kam und auch heute noch kommt, hob sich das Unternehmen von der Konkurrenz ab. Das Unternehmen, so Uwe Stahl, habe in der Produktion im firmeneigenen Werk in Sindelfingen eine Fertigungstiefe von über 90 Prozent. „So haben wir die Qualität aller verbauten Teile selber in der Hand.“ Die Gottlob Stahl Wäschereimaschinenbau GmbH, die seit über 100 Jahren in Familienbesitz ist, liefert ihre Maschinen heute an Kunden auf der ganzen Welt: „Bisher haben wir unsere Maschinen auf fast alle Kontinente geliefert, nur die Antarktis fehlt noch“, erzählt Uwe Stahl lachend.

1.000 Handtücher in einer Stunde

Bis zu 1.000 Maschinen baut das Unternehmen pro Jahr. Gewerbliche Wäschereimaschinen, wie Mangeln, Trockner und Waschmaschinen, würden sich von handelsüblichen Haushaltsgeräten vor allem darin unterscheiden, dass sie mehr Wäsche waschen und trocknen könnten, einen sehr geringen Energieverbrauch und unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten hätten, erklärt Uwe Stahl. „Die gewerblichen Maschinen sind komplett frei programmierbar: In ein und derselben Maschine kann man zum Beispiel die Schutzausrüstung der Feuerwehr waschen oder imprägnieren.“ Eine Faltmaschine wiederum schaffe es, in einer Stunde 1.000 Handtücher oder Bettwäsche für 600 Doppelbetten zu glätten und zu falten – das seien 500 Kilogramm Wäsche. Da es sich um speziell angefertigte Maschinen handele, seien sie sehr langlebig und robust. „Nicht selten sind unsere Mangeln 30 Jahre oder mehr im Einsatz.“

Probelauf mit Regenwasser

Zudem sind alle Maschinen nachhaltig gebaut. „Alle Bauteile unserer Maschinen können weiterverwendet werden, sie sind komplett recycelbar.“ Um umweltschonend zu produzieren, hat das Unternehmen zudem Photovoltaikanlagen auf seinen Dächern. Darüber hinaus gibt es bei der Gottlob Stahl Wäschereimaschinenbau GmbH eine Regenwasserzisterne, mit deren Hilfe die Waschmaschinen Probe laufen. „Wir wären ja ungeschickt, wenn wir Trinkwasser für unsere Testläufe verschwenden würden, eine Regenwasserzisterne ist ökologischer“, so Uwe Stahl.

Wegzug kam nie in Betracht

Genauso wichtig wie der Nachhaltigkeitsaspekt ist für das Familienunternehmen, das mittlerweile in der vierten Generation geführt wird, der Unternehmensstandort in Maichingen. Seit 1926 ist die Gottlob Stahl Wäschereimaschinenbau GmbH dort ansässig. „Wir sind ein reiner Familienbetrieb, der stark in der Region Stuttgart verwurzelt ist“, sagt Uwe Stahl. Die Qualität der regionalen Zulieferer und die hohe Fachkompetenz der eigenen Mitarbeiter, die größtenteils bereits jahrzehntelang für die Gottlob Stahl Wäschereimaschinenbau GmbH arbeiten, seien wiederum maßgebende Gründe, warum ein Wegzug aus der Region Stuttgart für das Unternehmen nie infrage gekommen sei: „Dafür ist die Firma zu stark mit der Region verbunden.“ Heute steht mit elf Enkelinnen und Enkeln bereits die nächste Generation in den Startlöchern.

stahl-waeschereimaschinen.de