Darf’s noch etwas mehr sein?

Die Polly Spielwaren GmbH aus Möglingen verknüpft das traditionelle Kaufladenspiel mit der Zukunft

© Polly Spielwaren GmbH Die bunte Welt des Einkaufens
Die bunte Welt des Einkaufens

Es fehlt an nichts: Im Angebot sind Brot und Sauerkraut, Dosensuppe und Zwiebeln, Äpfel und Bananen, Waschmittel und Pflegecreme, Klopapier, Nudeln, Reis und Zucker, Milch und Saftflaschen, Butter und Ketchup – der Kinderkauflaufladen ist bestens sortiert. Stolz stehen damals wie heute die Dreikäsehochs hinter der Theke. Und es ist gut möglich, dass ihre Eltern vor Jahrzehnten mit kindlicher Inbrunst Produkte angeboten haben, die aus der Region Stuttgart stammen. Die Polly Spielwaren GmbH aus Möglingen liefert seit 1969 alles, was Kinder fürs beliebte Kaufladenspiel brauchen.

Den Anfang machten Marzipanminiaturen und Steckbausteine

Schließlich wollen die Kleinen so sein wie die Großen. Wer erinnert sich nicht daran, mit Hingabe den eigenen Kaufladen bestückt zu haben. 1969 gründete Walter Schnabel die Firma Polly in Möglingen bei Ludwigsburg. Schnell wurde das Unternehmen durch bunte Steckbausteinen weit über die Landesgrenzen bekannt, die unter dem Namen „Polly Hobby“ vermarktet wurden. 1993 stieg Linus Schnabel, der Sohn des Gründers, mit in das Unternehmen ein. Zuerst erweiterte er die Produktpalette des Unternehmens. „Unsere ersten Miniaturen für Kinderkaufläden waren aus Marzipan und Schokolade“, erzählt er. Damit wurde das Unternehmen schnell zu einem der führenden Anbieter in diesem Segment. Heute gehören die essbaren Produkte längst der Vergangenheit an. Stattdessen hat sich das Unternehmen aus der Region Stuttgart auf realitätsnahe Produkte aus Holz, Kunststoff, Metall und Papier spezialisiert. „Wir bieten unser Sortiment in kindgerechter und qualitativ hochwertiger Verarbeitung an“, sagt Schnabel.

Sortiment spiegelt die veränderte Gesellschaft

Dort tummeln sich viele Bekannte aus dem Supermarktsortiment. Die Zusammenarbeit des Unternehmens mit Hersteller von Markenartikeln ist auch für diese ein Gewinn. „Wir kooperieren seit vielen Jahren mit bekannten Marken und bieten beispielsweise auch kleine Körbe als Weihnachtsgeschenk für Mitarbeiter an,“ sagt Schnabel. Die Produkte sind in unterschiedlichen Sets abgepackt. Hier findet sich der Einkaufskorb aus Metall, ebenso wie die klassische geflochtene Variante, die mit leckeren Sachen gefüllt ist. Dennoch kann selbst der Retrokorb aus Plastik nicht verhehlen, dass er auf die zeitgenössische Kundschaft ausgerichtet ist. Backmischungen für Muffins, Müsliriegel oder gar Naturkost waren in zurückliegenden Kindertagen vollkommen unbekannt. Auch eine Baumwolltasche mit der Aufschrift „Pro Natur“ bezeugt, wie sich unser Verhältnis zur Umwelt geändert hat und bereits die Kleinsten damit aufwachsen. Auch die Tasche zum Ankletten ans Laufrad gab es damals noch nicht. Das macht aber nichts, denn selbst viele Jahrzehnte nach dem eigenen Kaufladenspiel möchte man angesichts der hübschen Verpackungen am liebsten sofort wieder anfangen und seinen Kunden alles verkaufen, was das Kinderherz begehrt – vom süßen Kakao bis zum rotbackigen Apfel.

Nahezu ausschließlich in Deutschland gefertigt

Vor allem bei Obst und Gemüse bietet es sich geradezu an, mit dem klassischen Spielzeugmaterial Holz zu arbeiten. Im Kinderkaufladen locken hellrote Erdbeeren, fröhlich gelbe Bananen und saftiggrüne Gurken aus feingschliffener und farbig gebeizter Buche, die gut zu greifen und nahezu unverwüstlich sind. „Wir legen größten Wert auf eine kindgerecht und robuste Verarbeitung. Die meisten Produkte sind zu 100 Prozent in Deutschland gefertigt“, erläutert Schnabel. Die Produktion der Miniaturen unterliegt strengen ökologischen Richtlinien. Dafür werden nachwachsende Rohstoffe wie Holz von der Schwäbischen Alb und aus den Wäldern Österreichs verwendet. Ein nachhaltiges soziales Engagement ist dem Unternehmen ebenfalls wichtig. „Seit vielen Jahren arbeiten wir in der Produktion mit Behinderten- und Sozialhäusern zusammen und bei jedem Polly Produkt ist der Ort der Produktionsstätte mit angegeben“, erzählt Schnabel. Die Verbraucher sollen wissen, woher die Artikel stammen. „Erst recht, wenn sie für kleine Kinderhände bestimmt sind. Selbstverständlich sind alle Artikel nach den neuesten Spielwarenrichtlinien geprüft.“

Ein Kaufladen zum Selbstbemalen

Die niedlichen Miniaturen zeichnen sich nicht allein durch eine maßstabsgerechte Größe und identische Gestaltung aus. Sie beinhalten auch viele Funktionen der Originalartikel. So lassen sich Deckel entfernen, Eierschachteln und Päckchen öffnen, Inhalte essen, Getränkekisten entleeren, Einkaufstaschen und Metallkörbe befüllen. Eben wie im richtigen Leben.

Auslegen lässt sich die Ware seit neuestem in einem Kaufladen aus Karton. Die Polly GmbH macht sich das wiederverwertbare und äußerst stabile Material zunutze. „Das Schöne an unserem Modell ist, dass die Kinder ihn individuell bemalen können“, sagt Schnabel.

Das Unternehmen ist weltweit aktiv und vertreibt seine Produkte an Spielwarenläden, Kaufhäuser, Versandhäuser und Online-Shops in ganz Europa, Südamerika und bis nach Japan. Wer sich auf der Webseite des Unternehmens in den Katalogen europäischer Nachbarländer umsieht, entdeckt dort so manches Produkt aus dem letzten Urlaub – Reis und spanische Oliven, italienische Suppenwürfel, schottisches Shortbread von Walkers oder den französischen Käseklassiker der lachenden Kuh. Kinderküchen und weiteres Zubehör ergänzen das Sortiment.

Die digitale Welt im Kinderkaufladen

Während ältere Semester nur ein Kasse mit Druckknöpfen hatten und dann lange Zeit Spielmodelle mit piepsendem Scanner das Nonplusultra waren, hält die digitale Welt nun auch im Kinderkaufladen mit Tante-Emma-Charme Einzug. In Haushalten, die über ein iPad oder ein Android Tablet verfügen, nähert sich das traditionelle Kaufladenspiel noch stärker der Realität an. „Little Zebra Shopper“ heißt eine App, mit der das Möglinger Unternehmen eine Partnerschaft gestartet hat. Ab dem Frühjahr 2016 können viele Polly Miniaturen mit dieser App gescannt werden. Durch das Berechnen der Gesamtsumme und bei Eingabe der Zahlung wird auch das Rückgeld berechnet. Der Kassenbon wird auf dem Tablett bildlich dargestellt. Und man kann auch mit Bankkarte und Pin bezahlen. „Trotz der Verknüpfung mit modernster Technik ist der didaktische Wert des Spielens entscheidend“, betont Schnabel. Neben dem Umgang mit Geld lernen sie auch die Artikelvielfalt des täglichen Lebens intensiv kennen. Und dann gibt es nichts Schöneres als diese auch zu probieren, denn manche der Miniaturen sind sogar mit Originalprodukten des jeweiligen Hersteller befüllt.

kinderkaufladen.de