Bethlehem auf der Schwäbischen Alb

Seit 60 Jahren erfreut die barocke Kirche Ave Maria in Deggingen ihre Besucher zur Weihnachtszeit mit einer weitläufigen Krippenlandschaft

Inszenierte Bibelgeschichte: Die Weihnachtskrippe in Deggingen (Foto: Dr. Eugen Lehle)

Im oberen Filstal zwischen Geislingen an der Steige und Wiesensteig im Täle liegt das Kloster Ave Maria, ein seit ältester Zeit beliebter Wallfahrtsort und früher in österreichischem Besitz eine der wenigen katholischen Enklaven in der protestantisch geprägten Region. Im Sommer grüßt die Kirche in Deggingen als barockes Kleinod zwischen den bewaldeten Hängen der Schwäbischen Alb. Wenn die Weihnachtszeit naht, zieht das Gotteshaus noch zahlreicher als sonst Besucher von außerhalb an. Seit den 1950er-Jahren wird jährlich zu Beginn der Adventszeit in der Klosterkirche eine prächtige Weihnachtskrippe aufgebaut, die mehrere Quadratmeter groß ist.

Die aus vielen filigranen Details bestehende Szenerie besteht überwiegend aus Naturmaterialien wie Baumrinden, Wurzeln, Moos und Kork. Die vierzig handgefertigten Figuren stammen von einer sizilianischen Künstlerin, das Hintergrundgemälde von einem Schwangauer Maler. Durch die Krippenlandschaft windet sich sogar ein Bach, der in einen kleinen See mündet.

Die Weihnachtskrippe in Ave Maria blickt auf eine 60-jährige Geschichte zurück. 1952 schuf einer der Kapuzinermönche, die das Kloster betreiben, eine erste Krippenszene, die in späteren Jahren Stück für Stück erweitert wurde und die landschaftliche Umgebung aufgreift. Das Kloster, die Kirche, der Ave-See und Burg Berneck sind zu erkennen. In der Barockzeit, als auch namhafte Künstler für Kirchen und Adel zu tausenden kostbare Krippen fertigten, fand die eigene Heimat Eingang in die Szenerie. Nicht mehr die karge Landschaft des Nahen Ostens war gefragt, sondern kräftige Tannen, sprudelnde Quellen, Tiere und Gebäude aus der Umgebung.

Der Degginger Mönch schuf eine maßstabgerechte Krippenszene mit "Tälesambiente". Vor einigen Jahren wurde die Krippe renoviert und die Figuren einheitlich gestaltet. Die Szenerie zeigt das geschäftige Treiben in Bethlehem. Frauen tragen Wasserkrüge auf dem Kopf, an einem Marktstand wird gefeilscht, eine Gänsemagd treibt ihre Tiere durch den Ort, Esel ziehen schwere Karren. Auf dem Feld hüten Hirten ihre Schafe und Soldaten wachen über das Ganze. Die Krippe lebt von viel Liebe zum Detail. In dem kleinen See, in den ein plätschernder Bachlauf mündet, tummeln sich sogar echte Goldfische. Im Stall harrt derweil eine einsame Kuh all der Dinge, die noch kommen werden. Erst zum Heiligen Abend werden Maria und Josef hier einziehen. Vorher sind sie auf ihrem Weg in den Geburtsort Jesu zu sehen. Zu den Hirten auf dem Feld wird sich erst am Weihnachtstag der Verkündigungsengel gesellen während erst einige Tage später die Heiligen Drei Könige auftauchen. Das Ganze erscheint beinahe wie ein Theaterstück, das über Wochen hinweg gespielt wird.

Bis Mariä Lichtmess am 2. Februar bleibt die außergewöhnliche Krippe aufgebaut. Mit dieser langen Ausstellungszeit hält sich die Klosterkirche in Deggingen an die frühere Regelung in katholischen Kirchen, nach der erst 40 Tage nach dem 6. Januar das Ende der Weihnachtszeit angezeigt wurde.

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